Grenzen überwinden

Direkt vor unserer Haustür auf der höchsten Gebirgskette Europas bietet sich uns eine atemberaubende Erfahrung ... die Überquerung der Alpen. Für mich persönlich ein klassisches Erlebnis, das ich EINMAL IM LEBEN erleben wollte.

 

Vor gut einer Woche stand ich in Obersdorf vorm Berg. Mein Ziel war Meran. Dazwischen lagen sattgrüne Wiesen im Allgäu, markante Felsformationen und Schluchten im Pitztal, beeindruckende weiße Gletscher im Ötztal und das mediterrane Lebensgefühl auf der italienischen Alpensüdseite.

 

Die Strecke von Obersdorf nach Meran ist die wohl beeindruckendste Teilstrecke des europäischen Fernwanderwegs E5, der von München nach Venedig führt. Dies liegt insbesondere am Wechsel und an der Gegensätzlichkeit der unterschiedlichen Landschaften und Vegetationszonen, die in einer Woche von der Alpennordseite bis zur Alpensüdseite durchwandert werden.

 

Es war eine unglaublich schöne, aber auch schmerzhafte Tour. Ohne große Vorbereitung startete ich mit einer 9-köpfigen Wandergruppe und der Hoffnung, dass zumindest mein Wille stark genug sein würde, um mich die 1-wöchige Tour überstehen zu lassen. In meine Beine hatte ich weniger Vertrauen, was sich nach dem zweiten Tag auch bewahrheitete.

 

Die Tour startete in Obersdorf und führte am ersten Tag durch den wilden Sperrbachtobel zur Kemptner Hütte (1.846m). Ein sonniger Tag, der Lust auf mehr machte.

 

Am zweiten Tag ging es zum Mädelejoch (1.974 m), an der deutsch-österreichischen Grenze, wo sich ein wunderschöner Blick auf die Lechtaler Alpen bot. Steil bergab ging es vorbei an einem harmonischen Konzert von Kuhglocken bis zur Roßgumpenalm und weiter durch das Höhenbachtal nach Holzgau im Lechtal (1.070 m). Von dort aus ging es weiter ins Madautal (1.400 m), von wo aus wir bis zur Memminger Hütte (2.242 m) aufstiegen.

 

Am dritten Tag habe ich die Anstrengungen der Vortage in den Beinen bereits deutlich gespürt und die ersten Schmerztabletten eingenommen. Zu früher Morgenstunde und in eisiger Kälte (im August!) ging es sehr steil bergauf auf einem schmalen Steig mitten im Geröllfeld bis zur Seescharte (2.664 m). Oben angekommen fing es in Strömen an zu regnen ... und sollte auch die nächsten Stunden während des langen und steilen Abstiegs durch das Lochbachtal und das Zammer Loch nach Zams nicht aufhören. Selbst Diny, unsere sehr erfahrene, kanadische Bergführerin meinte, einen solchen Tag in den Alpen noch nicht erlebt zu haben. Wir waren bereits nach wenigen Stunden klitschnass bis auf die Unterwäsche ... selbst die allerbeste Ausrüstung konnte den Wassermassen nicht trotzen und die Kälte und der Wind taten ihr übriges. Es war zwar anstrengend, aber definitiv ein Erlebnis ... der Regen zauberte ein nahezu mystisches Ambiente in die traumhaft schöne Schlucht und die Konzentration auf den schmalen, rutschigen Weg hatte beinahe etwas Meditatives. Nach dem Regentag fielen leider drei Wanderer unserer 9-er Gruppe aus, so dass wir die Nacht in der Galflunalm (1.860 m) in sehr reduzierter Besetzung verbrachten.

 

Der vierte Tag begann relativ gemütlich mit dem Abstieg nach Wenns im Pitztal (976 m), von wo aus der Postbus durch das Pitztal nach Mittelberg (1.734 m) brachte. Bei einer gemütlichen Mittagspause in der Gletscherstube wärmten wir uns am Kamin (nochmal: im August!) auf, bevor es vorbei an einem Wasserfall und der beeindruckenden Gletscherzunge des Mittelbergferners zur Braunschweiger Hütte (2.760 m) ging. Hier kamen wir kurz vorm nächsten großen Regen an, der sich wenig später aufgrund der Kälte in dicke Schneeflocken wandelte.

 

Von der Braunschweiger Hütte ging es am fünften Tag in östlicher Richtung zum Rettenbachferner. Hier hatten wir eine herrliche Aussicht auf die Ötztaler und Stubaier Bergwelt, bevor wir mit dem Bus auf die Tiefenbachseite fuhren, wo wir auf dem aussichtsreichen Panorama Höhenweg bis nach Vent im Ötztal (1.896 m) gingen. Nach vier Hüttenübernachtungen mit nur einer warmen Dusche und Matratzenlagern gab es hier eine Übernachtung im 4****-Hotel mit tollem Wellnessbereich. Eine Wohltat für meine Muskeln ...

 

Am sechsten und letzten Tag ging es von Vent dann relativ gemütlich durch das Niedertal zur Martin-Busch-Hütte (2.527 m) und dann weiter über einen schneebedeckten, atemberaubenden Gletscher zur Similaun-Hütte (3.019 m) am Niederjoch an der österreichisch-italienischen Grenze. Nahe dieser Hütte ist die Fundstelle des weltbekannten „Ötzi“. Wir hatten großes Glück und zumindest der letzte Tag schenkte uns Sonnenschein.

Nach einer großen Portion Kaiserschmarn bei wunderschönem Rundumblick auf die Berge und Gletscher ging es sehr steil bergab und dann über traumhafte Wiesen und vorbei an alten Bergbauernhöfen durch das Tiesental nach Obervernagt im Schnalstal (1.690 m). Endpunkt war der türkise Vernagt-Stausee vor den Toren Merans, der mir immer in allerbester Erinnerung bleiben wird ... denn dort war sie geschafft ... die Alpenüberquerung.

 

Der Wille hat gesiegt und mich in sechs Tagen über 10.800 Höhenmeter über die Alpen getragen – trotz starken Muskelkaters ab dem dritten Tag, wenig Schlaf, schlechten Wetterbedingungen und meist kalten Duschen.

 

Es war eine unvergessliche Tour und ich fühle mich jetzt gut vorbereitet für meine geplante Kilimandjaro Besteigung im Oktober.

Ich weiß nun, dass man trotz Muskelkater irgendwie weiterkommt und welch unbeschreibliches Glücksgefühl die Ankunft nach einer mehrtägigen Bergwanderung auslösen kann. Ich kann diese Route nur jedem ans Herz legen ... jede einzelne Etappe ist traumhaft schön und die Vielfalt der unterschiedlichen Landschaften atemberaubend.

 

Wer Lust auf dieses Abenteuer hat, kann sich gerne bei mir melden. Ob in einer Gruppe oder individuell mit Bergführer, ich kann Euch den Trip gerne organisieren ... denn für diejenigen, die es noch nicht wissen, ich bin seit einiger Zeit auch Reisevermittlerin und baue derzeit ein Reiseportal auf, auf dem ich einmalige, unvergessliche Reisen anbiete, die man EINMAL IM LEBEN erlebt haben sollte. Die Alpenüberquerung gehört für mich definitiv dazu!

 

Genießt das Leben!

Alles Liebe

Eure Eva

 

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