Nordlichter im Land des Lächelns

Hallo Ihr Lieben,

  

Thailand – ein Land, was in den Köpfen vieler Deutschen das Mallorca der Zukunft ist. Thailand – das Land des Lächelns, des Sextourismus, endloser Strände und alter Kulturen. Es wäre fatal, diese Perle Asiens nur einseitig zu betrachten. Um so mehr empfehle ich allen, die Kultur des Nordens und die Insellandschaft des Südens zu bereisen … denn es sind die vielen unterschiedlichen Gesichter, die Thailand zu dem machen, was es ist … unverwechselbar … traumhaft schön … das perfekte Reiseland.

 

Ich hatte insgesamt vier Wochen in Thailand … zwei Wochen im Norden, zwei Wochen im Süden … und weiß, dass ich wiederkommen werde, um mehr zu entdecken!

 

Mitte Oktober flogen meine liebe Freundin Caro und ich nach Bangkok. Von anderen Reisenden hatte ich zuvor gehört, dass man hier schnellst möglichst wieder verschwinden sollte … aber mir gefiel es. Wir fuhren zur ultimativen ersten Station, der Khao San Road, und tauchten ein in ein lautes, farbenfrohes Gewühl von Backpackern, Straßenimbissen, Massagesalons und Klamottenläden. Nachdem wir die Strasse auf der Suche nach einem passenden Hotel einmal mitsamt unserer schweren Rucksäcke abgelaufen hatten, fanden wir uns endlich in einem kleinen, aber feinen Zimmer direkt im Trubel wieder.

Auch wenn die Nächte aufgrund des hier nie enden wollenden Lärms wenig Schlaf boten, erlebten und entdeckten wir in Bangkok allerhand. Wir absolvierten das komplette Touristenprogramm und waren beeindruckt von prunkvollen Palästen und heiligen Stätten. Jeden, den es jemals hierhin verschlägt, sollte sich zwei Tage Zeit nehmen und zumindest den Königspalast besichtigen. Außerdem bietet Bangkok außergewöhnlich gute Shoppingmöglichkeiten und einige erstklassige Bars und Restaurants.

Unseren letzten Abend verbrachten wir in der Sky Bar auf dem Lebua State Tower in Bangkok … im 63. Stock … in der höchsten offene Bar der Welt. Hier bot Bangkok ein komplett anderes Bild als in unserer vorübergehenden Heimatstrasse … eine über Bangkoks Lichtermeer schwebende, nach westlichen Maßstäben gestaltete moderne Welt. Ein Muss!

 

Bevor Caro und ich gen Norden aufbrachen, machten wir noch einen Schwenker gen Westen in die Gegend um Kanchanaburi. Wir besuchten einen der größten schwimmenden Märkte in Thailand, den sogenannten Tigertempel und die durch den Film weltbekannte Kwai-Brücke.

Erstere waren zwar touristisch angehaucht, aber gefielen uns dennoch. Wir schipperten in einem kleinen Boot langsam durch die Kanäle und erfreuten uns an den geschäftstüchtigen Thailändern, die alle ein Lächeln auf den Lippen trugen. Die Farbenpracht war unübertrefflich und das Treiben war geradezu ansteckend.

Nach der Fahrt ging es in einem etwas größeren Boot auf eine schöne Fahrt durch die umliegenden Kanäle, wo wir viele direkt am Fluss stehende Wohnhäuser auf Stelzen bewundern konnten. Wir waren erstaunt, mit wie viel Liebe zum Detail die Menschen hier ihre Häuser schmückten. Pflanzen und leuchtende Schreine in allen erdenklichen Farben ergaben ein wunderschönes Bild.

 

Der nächste Stop, die Kwai-Brücke und der Besuch eines nahe liegenden Museums war dann eher geschichtlicher … leider erschreckender … Natur. Die Eisenbrücke ließ die Kaiserlich Japanische Armee während des Zweiten Weltkrieges als Teil der berühmt-berüchtigten Todesbahn-Strecke von Thailand nach Burma errichten. Dabei starben schätzungsweise 16.000 alliierte Kriegsgefangene unter menschenunwürdigen Bedingungen. Darüber hinaus kamen viele Soldaten 1945 während der Bombenangriffe auf die eiserne Brückenkonstruktion durch die Alliierten um.

Wen es in die Gegend verschlägt, der sollte sich unbedingt auch das JEATH War Museum anschauen (JEATH steht für Japan, England, Amerika, Australien, Thailand und Holland – alles Länder, die gefallene Soldaten in diesem Gebiet zu beklagen hatten). Es zeigt eine bewegende Ausstellung … man braucht allerdings nach dem Besuch etwas Zeit, das Gesehene zu verarbeiten.

 

Danach ging es zur letzten Station, dem Tigertempel des Klosters Wat Pa Luangta Bua.

Hier leben asiatische Tiger Seite an Seite mit buddhistischen Mönchen.  

Alles begann vor über 10 Jahren als man ein verletztes Tigerbaby in das Kloster brachte. Dies sprach sich schnell herum und die Menschen vertrauten den Mönchen weitere Tiere an. Der Tempel wurde somit zu einem Waisenhaus für Raubtiere – mittlerweile neben Tigern auch Schweine, Hirsche, Pferde und vieles mehr.

Leider hatte ich keine so touristische Veranstaltung erwartet. Die Mönche erwarten jeden Tag so viele Touristen, dass dies nicht mehr angenehm für die Tiger sein kann. Man sollte sich deshalb vorher genau überlegen, ob man bei dem Spiel mitspielen möchte.

Ich würde nach meiner Erfahrung davon abraten.

 

Am nächsten Tag traten wir unsere Reise gen Norden an. Unser erstes Ziel sollte die alte Königsstadt Ayuttaha sein. Bis 1760 war Ayutthaya mit über 1.700 Tempeln und fast einer Million Einwohnern wohl eine der prachtvollsten Städte Asiens. Von den Khmern gegründet, machte Fürst U Thong die Stadt 1451 zur Hauptstadt seines Königsreich. Die nächsten 400 Jahre herrschten hier insgesamt 35 Könige, bevor die Stadt mehrmals durch die Birmanen fast vollständig zerstört wurde. Im Jahre 1782 gründete König Rama I. die neue Hauptstadt Bangkok.

Wir besuchten alle wichtigen Tempel und den zumindest bei fast allen Buddhisten bekannten Buddah Kopf, der im Laufe der Zeit von Baumwurzeln fast verschlungen wurde.

 

Am Abend entschieden wir uns spontan gegen ein Hostel in der Stadt und sprangen in den nächsten Bus nach Sukothai. Sukothai wurde 1238 aus einer alten Khmer-Siedlung gegründet und wurde später für 120 Jahre Hauptstadt des gleichnamigen, erstmals unabhängigen Königreichs – vor Ayutthaya also.

 

Hier fanden wir unter Mithilfe eines überaus freundlichen Motorrad-Rikscha-Fahrers schnell eine Unterkunft, in der wir uns gleich zu Hause fühlten. Wie gehabt, wartete ich mit all den Sachen beim Fahrer und Caro begutachtete die Herbergen. Ich bin mittlerweile schon einiges gewöhnt, aber Caro – und das kann ich gut verstehen – erwartet in ihrem Urlaub schon etwas mehr Komfort als ich mir meist gönne. Also darf sie bei unserer gemeinsamen Etappe aussuchen und ich lasse mich überraschen J

Den nächsten Tag mieteten wir uns einen Motorroller und starteten bei Sonnenschein Richtung des von der UNESCO ausgezeichneten Historischen Parks. Es war ein traumhafter Tag und die zu entdeckende Anlage bot einen wunderschönen Anblick. Wir hatten Glück, dass nur wenige Touristen zugegen waren und wir somit einen sehr entspannten Tag verlebten …

… bis unser kleiner Unfall passierte, der auf meiner Reise leider weiterreichende Konsequenzen hatte und den ich aufgrund einer Narbe am Bein niemals vergessen werde. Positiv gesehen, ein Souvenir meiner Weltreise, das ich immer bei mir tragen kann und mich somit immer an ein unglaubliches Jahr erinnert.

Was genau ist passiert? In Kurzfassung … wir wollten wenden, sind umfallen und ich habe mir die Innenseite meines Unterschenkels verbrannt. Im ersten Moment hat es nicht sehr weh getan und wir versuchten das ganze mit Eis im nächstgelegenen Restaurant zu kühlen. Ich stand unter einem kleinen Schock und mein Herz raste, aber als ich mich etwas abreagiert hatte und wir von einer netten Dame eine spezielle Creme zur ersten Hilfe bekommen hatten, konnte es weitergehen. (Mittlerweile weiß ich, dass Eis zur ersten Hilfe von Brandwunden  nicht gut ist … kaltes, fließendes Wasser ist das Richtige. Aber woher nehmen in einer rudimentär zusammen gezimmerten Restaurantlandschaft?)

 

Wir besuchten noch einige weitere Ruinen und machten uns dann vor Sonnenuntergang auf den ca. 13km langen Heimweg. Meine Brandwunde vergaß ich spätestens in dem Moment als es zu regnen begann. Erst nur seicht, dann wie aus Eimern. Wir waren innerhalb kurzer Zeit pitschnass … saßen frierend, zusammengeklammert auf dem kleinen Scooter und hofften auf ein Ende des Regens. Irgendwann war soviel Wasser auf der Strasse, dass eine Weiterfahrt unmöglich war und wir stellten uns an einer Bushaltestation unter, froren, lachten und warteten. Dies sind die Momente, in denen ich es liebe, unabhängig zu reisen. Es war augenscheinlich unangenehm, aber es natürlich und unglaublich lustig … es war das Leben.

 

Da Sukothai nicht sehr viel mehr als die Palastruinen zu bieten hat, ging es für uns bereits am nächsten Tag weiter. Wir fuhren mit dem Bus nach Lampang und besichtigten mehrere Tempel. Am Abend gönnten wir uns eine Kutschfahrt durch die Stadt.

 

Am nächsten Tag ging es weiter, wir wollten in ein zwischen Lampang und Chiang Mai liegendes Elefantenzentrum, um die Dickhäuter hautnah zu erleben. Der lokale Bus ließ uns direkt an der Autobahn heraus und wir suchten mit unseren Rucksäcken den Weg zum Eingang.

Wir erlebten eine beeindruckende Show, wo Elefanten Bilder malten, Hüte warfen und Instrumente spielte, ließen uns auf dem Rücken eines grauen Riesen durch die Landschaft schaukeln und besuchten Elefantenbabys. Das Zentrum ist zwar touristisch, aber die Thailänder haben hier eine sehr angenehme, tierfreundliche Art gefunden, so dass auch wir die Attraktion annehmen und uns daran erfreuen konnten.

 

Am Abend ging es wieder zur Autobahn und weiter nach Chiang Mai. Wir standen am Straßenrand und warteten auf den Bus, der hoffentlich hier vorbeikam und auch für uns anhielt. Wie gesagt … auf einer Autobahn. Wir hatten Glück, es klappte wie vorhergesagt und schon ging die Reise weiter.

 

In Chiang Mai sahen wir uns beim Aussteigen des Busses wieder einmal von unzähligen Rikscha-Fahrern gegenüber. Jeder wollte einen zu dem Hotel fahren, wo es die für ihn größten Provisionen gab. Wir tranken somit erstmal einen Cafe am Busbahnhof und suchten uns danach selber einen Fahrer, mit dem wir dann auch handeln konnten.

 

Nach einer kurzen Suche fanden wir ein nettes, kleines Hotel in der Innenstadt. Unser erster Eindruck war sehr positiv … es gab gemütliche Restaurants in der Gegend und die Stadt schien trotz der Größe sehr entspannt. Wir mieteten uns Fahrräder und erkundeten die Sehenswürdigkeiten, hauptsächlich Tempel, der Stadt. Unser Highlight in Chiang Mai waren jedoch die Märkte. Wir planten unsere Zeit hier so, dass wir den Samstags- und den Sonntagsmarkt erleben konnten. Ersterer zieht vor allem die Thailänder aus der Umgebung an, die hier alles nur Erdenkliche einkaufen und bis nach Bangkok  schaffen. Der Markt ist sehr farbenfroh und neben den unzähligen Verkaufsständen, bieten Masseure ihre Dienste an, verkaufen Imbisse allerhand Köstlichkeiten und verdienen sich Musiker ihr Taschengeld.

Der Markt am Sonntag ist touristischer und bietet in gleichem Ausmaß Souvenirs, Kleidung, Köstlichkeiten, Massagen und vieles mehr. Wir trugen unsere Geldbörsen in der Hand … es hätte sich nicht gelohnt, sie in der Tasche verschwinden zu lassen … zu oft wurde sie gezückt ;-) … insbesondere für Kissenhüllen, nicht wahr, Caro ;-)

Es hat viel Spaß gemacht und jedem Chiang Mai Urlauber ist unbedingt anzuraten, den Besuch auf ein Wochenende zu legen.

 

Nach einigen Tagen ging die Reise weiter. Wir fuhren ins 125 Kilometer und 762 Kurven entfernt liegende Pai.

Pai, ein kleines, von Reisfelder umschlossenes Städtchen, ist ein absoluter Geheimtipp … mein Lieblingsort Thailands, einer der schönsten Asiens! Ein absolutes Muss für jeden, der den Norden bereist.

Pai ist - seit einer der bekanntesten Liebesfilme Thailands hier gedreht wurde - auch bei Thailändern ein beliebtes Urlaubziel. Die Abende verbringt man auf der Hauptstrasse, die sich bei Dämmerung in eine Flaniermeile verwandelt, wo man allerlei Köstlichkeiten findet und die Kreativen Thailands ihre Arbeiten verkaufen. Hier findet man Allerlei Schönes J

Vom Shoppen erholen kann man sich dann in den charmant eingerichteten Bars und Restaurants – oft zu Live-Musik. Die Tage nutzt man zur Erkundung der Umgebung mit dem Roller (ohne einander zu verlieren ;-), dem Träumen in einer der vielen tollen, kreativen Gästhäuser, bei der Massage oder beim Kochkurs. Letzteres war sicher unser Pai-Highlight. Caro und ich buchten einen Kurs bei Tee, einem überaus netten, jungen Thailänder, der uns in die Welt der thailändischen Spezialitäten einführte. Wir lernten die Vielfalt der Currys kennen und kochten alle bekannten Thai-Kreationen. Am Abend luden wir Shan, einen kanadischen Freund aus unserem Hotel, zum Essen ein, der vor lauter Begeisterung auch gleich einen Kurs buchte und wiederum mich, nach Caros Abschied, zum Essen seiner selbst gekochten Spezialitäten einlud.

 

Pai war Caros letzte Station und mit dem Roller ging es zur Busstation. Eine fast vierwöchige gemeinsame Reise kam zu ihrem Ende … es war toll. Danke für die schöne Zeit, meine liebe Freundin!

 

Von Pai ging für mich die Reise alleine weiter. Ich fuhr über Chiang Rai, wo ich den unbeschreiblichen „Weißen Tempel“ besucht habe, nach Chiang Khong zur thailändisch-laotischen Grenze. Zum weißen Tempel nur soviel … es ist der verrückteste Tempel, den ich je gesehen habe … u.a. weil im Tempelinneren eine Kampfszene aus Matrix Keanu Reeves zeigt ;-)

 

In Chiang Khong verbrachte ich eine Nacht, bevor es am nächsten Tag nach Laos weitergehen sollte … wären da nicht einige Probleme aufgetreten … aber dazu im Laos Kapitel mehr ;-)

 

Alles Liebe

Eva

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