Bekannte Welt

Hallo Ihr Lieben,

 

ich sitze in Miami am Strand. Im Gegensatz zu gestern ist er heute fast menschenleer. Es ist bewölkt und die Wellen sind fast mannshoch. Ich bin mittlerweile gut zwei Wochen in den Staaten und hatte bisher viel Spaß.

Meine erste Station war Los Angeles, wo ich neben den Universal Studios bei einer nächtlichen Rundfahrt Hollywood, den Rodeo Drive und einige Star-Traumhäuser bewundern durfte habe. Es war interessant, nach meinem letzten Besuch vor über 15 Jahren alles aus einer etwas anderen Perspektive zu sehen. Allerdings weiß ich jetzt auch, dass ich nach meinem dritten Besuch in den Universal Studios (2xLA,1xOrlando) nun keine weiteren mehr brauche ;-)

 

Von LA ging es weiter nach Las Vegas. Dies war der einzige Ort auf meinem USA-Stop, wo ich noch nie gewesen bin und ich war deshalb besonders gespannt. Ich hatte keine genauen Vorstellungen, ob ich diesen amerikanischen Riesenspielplatz für Erwachsene gut finden würde oder nicht … aber ich hatte auf der 5-stündigen Busfahrt genug Zeit, meinen Lonely Planet zu studieren und mir ein erstes, zumindest „theoretisches“ Bild zu machen. Lustigerweise heisst Las Vegas auf Spanisch „die Wiesn“ … dann musste ich es eigentlich gut finden ;-)

Ich habe einen Bus statt des Fliegers gewählt, um die karge Wüstenlandschaft  zu sehen, was sich definitiv ausgezahlt hat. Auch wenn die Strasse nicht so romantisch einsam wie in den meisten Filmen ist, bekam man doch einen guten Eindruck, dass Vegas verlassen inmitten des Nirgendwo liegt. Außerdem konnte ich mich auf der Reise gut auf Mittelamerika vorbereiten, da ich die Einzige war, die nicht spanisch sprach ;-) Sehr amüsant!

In Vegas bezog ich das einzige Hostel, welches auf dem berühmten Strip liegt … das Sin City Hostel. Der 6,7 Kilometer lange Strip ist die Hauptstrasse in Vegas. Hier befinden sich die größten und bekanntesten Hotels mit über 60.000 Betten. Zu meiner Reisezeit hätte ich auch günstig ein nettes Hotelzimmer bekommen, aber in Vegas will man nicht unbedingt alleine feiern und so erhoffte ich mir ein paar internationale Reisende im Hostel zu treffen. Lustigerweise sah ich auf der Pinnwand einige Bilder von Fons, einem weltreisenden Bayern, mit dem ich in Australien ein paar Tage verbracht hatte. Die Welt ist sooo klein!

 

Der erste Eindruck der Stadt war bereits überwältigend. Hier ist alles überdimensional und voller Prunk. Teilweise hat man den Eindruck in Disneyworld zu sein … es gibt Klein-Italien, Klein-Griechenland, Klein-Frankreich … und viel Groß-Amerika!

Jedes der Hotels hat ein eigenes Casino und viele Shows mit berühmten Künstlern zu bieten und man weiß bei dem enormen Angebot nicht, wofür man sich entscheiden soll. Ein amerikanischer Freund meinte zu mir im Vorfeld, zwei Tage Vegas würden ausreichen … nicht für mich. Ich war vier Tage hier und hätte noch gut eine Woche länger bleiben können. … und meine Lieben, ich frage Euch, wo sonst auf der Welt kann man in nur einer Straße Wochen verbringen und muss am Ende doch sagen, nicht alles gesehen zu haben? Wahrscheinlich nur hier … in Vegas!

Jedes Jahr zieht es mehr als 39 Millionen Touristen in die Wüstenstadt, von denen eine Vielzahl den Weg in eine der unzähligen kleinen Hochzeitskapellen finden und Vegas somit zu einer unvergleichlichen Hochzeitshochburg macht. Direkt gegenüber meines Hostels war einer der bekanntesten Kapellen, wo die Paare wie am Fliessband aus und ein gingen und zum Abschluss immer ein hübsches Abschiedsfoto mit ihrem als Elvis verkleideten Pastor schoßen. Romantisch ;-)

 

Ich verbrachte meine Tage damit, von Hotel zu Hotel zu streifen, hier und da mein Glück im Casino zu versuchen und in den Nächten u.a. im Studio 54 zu tanzen oder mir Shows anzusehen. Am meisten beeindruckt hat mich eine Show von David Copperfield. Er hatte  ein zweimonatiges Gastspiel in Vegas und ich konnte eine Karte ergattern. Es war die erste „Zaubershow“ meines Lebens und ich war begeistert. Es war unglaublich … im wahrsten Sinne des Wortes und ich kam aus dem Staunen nicht heraus. So hat er z.B. 13 wahllos aus dem Publikum gewählte Gäste einfach mal so von der Bühne in die hinterste Reihe des Theaters gezaubert … irre!

Alles in allem hatte ich eine tolle Zeit in Vegas und auch wenn ich am Ende 200 Dollar beim Roulette, Pokern, Blackjack und anderen Spielen verloren habe … so habe ich die Stadt dennoch mit einem „Auf Wiedersehen“ auf den Lippen verlassen.

 

Von Vegas ist eines der sieben Weltwunder nur unweit entfernt (für amerikanische Verhältnisse ;-) … der Grand Canyon. Ich buchte eine Tour und so ging es sehr früh mit nur 3 Stunden Schlaf gen Canyon. Auch wenn man aufgrund der insgesamt 10-stündige Fahrt nur 3 Stunden am eigentlichen Ziel hatte, so hat es sich trotz allem voll gelohnt. Der Grand Canyon liegt in Arizona und ist eine steile, etwa 450 Kilometer lange Schlucht, die während Jahrmillionen vom Colorado River ins Gestein des Colorado-Plateaus gegraben wurde. Der Canyon zählt zu den Weltwundern der Natur

und wird jedes Jahr von mehr als fünf Millionen Menschen besucht … ich war einer von ihnen. Ich war mehr als beeindruckt und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir hatten traumhaftes Wetter und ich habe seit langem wieder Schnee gesehen J

 

Zurück in Los Angeles verbrachte ich eine letzte Nacht im Hotel bevor es weiter nach San Francisco ging. An diese Stadt hatte ich von meinem letzten Besuch nur die allerbesten Erinnerungen. Ich war gespannt und freute mich darauf, Sameer, einen amerikanischen Freund, mit dem ich fast 4 Wochen in Südamerika gereist bin, wieder zu sehen. Sameer holte mich vom Flughafen ab – oh, wie schön ist es, abgeholt zu werden! … insbesondere, wenn man soviel reist wie ich und am Flughafen herzzerreißende Willkommensszenen beobachtet … wissentlich in der Stadt meist keine Leute zu kennen und in ein neues Hostel einzukehren ;-) Das hört sich vielleicht etwas negativ an … ist aber nicht so gemeint. Ich genieße es, viele neue Leute kennen zu lernen … das ist Reisen! J

 

Vom Flughafen ging es nach North Beach. Sameer hat ein wunderschönes Appartement in einem der coolsten Viertel San Franciscos. Ich hatte ein eigenes Zimmer und genoss wieder einmal etwas Privatsphäre … danke, Sameer!!!

Sameer war weltklasse … gleich eine halbe Stunde nach meiner Ankunft gab es den ersten Programmpunkt: Treffen mit Couchsurfern in einer nahe gelegenen Bar. Couchsurfing ist eine Plattform, bei der man als registriertes Mitglied ein Bett anbieten bzw. nach einem Bett suchen kann. Hintergrund: Austausch mit Menschen aus der ganzen Welt. Sameer ist aktiver „Surfer“ und bietet immer wieder einen freien Platz zum Schlafen an … außerdem hat er viele Betten auf seinen Reisen in Südamerika genutzt. Das Surfen ist kostenlos, als Gegenleistung bringt man ein Geschenk, kocht oder lässt sich etwas anderes Nettes einfallen. Der Hintergrund ist hierbei nicht, Geld zu sparen, sondern Menschen kennen zu lernen.

 

Neben mir war bei Sameer noch ein deutsches Pärchen zu Gast, Nicole und Matthias. Er hatte die Zwei zuvor wie mich in Südamerika kennen gelernt und sie waren zur gleichen Zeit wie ich in der Stadt. Wir waren somit eine nette 4-er Combo, die San Francisco unsicher gemacht hat J

Sameer bot uns tagtäglich mehrere Optionen und wir konnten unser gewünschtes Besichtigungsprogramm wählen. So ging es zu all den Klassikern … der Golden Gate Bridge, Chinatown, Fisherman´s Wharf und und unzähligen Cafes J

Den letzten Abend starteten Nicole, Matthias und ich allein auf eine kleine Tour. Ich habe in meinem Lonely Planet von einem äußerst beeindruckenden Kino gelesen … dem Castro Theatre. An dem Abend stand „Alice im Wunderland“ in 3D auf dem Programm … das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Man mag sich fragen … Kino auf Reisen? Nun ja … für alle, die den Weg in diese Traumstadt finden, sucht dieses Kino … es lohnt sich. Es ist das schönste Kino, was ich jemals gesehen habe. Ein altes, prunkvolles Theater mit roten Vorhang … vor der Vorstellung wird auf der Mitte der Bühne Wurlitzer Orgel gespielt. Wunderbar!

 

Neben Sameer habe ich noch einen weiteren Freund in San Jose besucht… Henrik! Henrik ist ein Studienfreund und  war mit mir zusammen im AIESEC-Vorstand. Wir hatten uns Ewigkeiten nicht gesehen und ich freute mich riesig, ihn, seine indische Frau Arti und ihren zuckersüßen Zuwachs Kiara zu besuchen. Ich verbrachte eine Nacht bei der kleinen Familie und am Abend kamen mehrere indische Freunde vorbei, um gemeinsam die Oskar-Verleihung zu sehen.  

 

Von San Francisco ging die Reise weiter Richtung Miami. Meine ursprünglich geplante letzte Station ist derzeit nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Mittelamerika. Hier hatte ich  überraschenderweise ein kleines Empfangskomitee. Im Mekong-Delta in Vietnam habe ich zwei nette Holländer kennen gelernt, von denen einer, Leon, seit Anfang des Jahres in Miami studiert. Wir haben über die Monate Kontakt gehalten und ich freute mich auf ein Wiedersehen. Leon kam mit zwei Freunden und wir fuhren in einem überdimensionalen Buick (dem wahrscheinlich größten Auto der Welt) nach South Beach zu meinem Hostel. Nach einem kurzen Zwischenstopp ging es zum Campus, der hier eher einem Resort als einer uns bekannten Uni ähnelt und von dort aus in eine Bar in die Innenstadt.

 

Die nächsten zwei Tage verbrachte ich am Strand und auf dem Ocean Drive. Ich bin das fünfte Mal in Miami, aber so voll habe ich es noch nie erlebt. Hier ist im Moment Spring Break … d.h. hunderte Studenten aus allen Teilen Amerika kommen bevorzugt ins warme Miami, um exzessiv ihre freie Zeit zu feiern. Auf dem kilometerweiten Strand ist kaum ein freies Plätzen zu finden und auch wenn ich noch nie am Ballermann in Mallorca war – so denke ich, dass die Party hier, dem gleich kommt … nur auf einer anderen IQ-Stufe ;-)

Ich beobachte das Treiben eher aus der Ferne und amüsiere mich über das Schaulaufen der Beauty-Queens am Strand.

 

Soweit von mir … ich treffe mich jetzt mit Leon und starte in die Partynacht - bevor ich morgen Mittag mit der Maschine nach Guatemala fliege … in ein neues Abenteuer.

 

Alles Liebe
Eure Eva

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Kommentare: 1
  • #1

    handan (Dienstag, 16 März 2010 21:11)

    wanhsinn eva, grossartiger bericht, jedoch sind die sinneseindrücke aus südamerika die mein herz berühren.
    trotzdem habe ich deine zeilen voller leidenschaft gelesen. wie schön wird`s erst, wenn du mir von allem persönlich erzählst?
    umarme dich
    deine handan