Plastikschlangen und weisse Waende

Hallo Ihr Lieben,

 

meine Zeit in Australien ist schneller vergangen als ich mir anfangs hätte vorstellen können. Ich bin mittlerweile in Neuseeland angekommen, möchte aber nicht verpassen, meine letzten Erlebnisse aus Down-Under festzuhalten.

 

Der letzte Bericht endete am vorletzten Abend in Yamba mit der Ankündigung eines vom YHA organisierten Trips in die nähere Umgebung.

Am nächsten Morgen ging es mit einem kleinen Minibus zur Erkundungstour. Shan, einer der Besitzer des Hostels und der perfekte Entertainer zeigte und erklärte uns alles Wissenswertes über Yamba und Umgebung. Yamba ist schön, aber was die Umgebung zu bieten hat, ist atemberaubend. Die Küste, die Strände, Seen und Rock Pools … einfach nur toll! Paradiesisch … und nicht viele Touristen, da viele Yamba noch nicht auf ihrer Reiseroute haben. Ich bin mir sicher, dass sich dies leider bald ändern wird.

Wir haben an dem Tag nicht nur die Schönheiten der Natur besichtigt, sondern sind auch von Klippen in glasklare Seen gesprungen, haben Pelikane gefüttert, Schlangenabenteuer erlebt und das Ferienhaus von „Mr. Billabong“ besichtigt. Zu letzteren Erlebnissen einiges mehr …

 

 

„Mr. Billabong“ und seine Freundin haben in Yamba gelebt und waren damals ziemlich knapp bei Kasse. Um zumindest das Geld für die Surfshorts zu sparen, kreierten sie eine eigene Hose-Variante. Als Freunde darauf aufmerksam wurden, entwickelten diese Interesse und das Päarchen startete eine kleine „Haus-Produktion“, bevor Billabong groß und als Surf-Marke weltweit bekannt wurde. An dem Platz der ersten Produktionsstätte … der Gründungsstelle von Billabong, hat sich „Mr. B.“ einen unglaublich stylischen, wunderschönen Palast mit allem Schnick-Schnack gebaut … als Ferienhaus versteht sich ;-)

 

Das Schlangenabenteuer ist ähnlich wie die Eincheck-Prozedur im YHA ein extrem lustiges Ereignis gewesen, was ich nicht so schnell vergessen werde. Shan meinte, dass wir aufpassen sollten, da sich auf unserem Weg zu den Rock-Pools einige gefährliche Schlangen befinden. Wenn wir Glück hätten, würde er uns eine zeigen können. So weit so gut. An einer ihm offensichtlich bekannten Stelle, stoppte er und verschwand mit seinem Oberkörper in einem Loch … wir blieben in Sichtweite, aber keiner traute sich weiter ans Geschehen heran. Shan suchte die Schlange … offensichtlich eine lebensbedrohliche … und da wir alle ähnlich verrückte Aktionen in Australien schon erlebt hatten, glaubten wir ihm aufs Wort. Nachdem er die Schlange gesichtet hatte, sollten wir näher kommen. Alle waren super vorsichtig … vor Australiens Tierwelt hatte jeder Respekt.

Ich folgte Shan mit der Kamera und filmte die ganze Aktion. Shan hatte ein Handtuch auf die Schlange gelegt … und kroch nun wieder in das nur kleine Loch. Die Schlange schien sich zu bewegen, er musste sich fast auf sie legen und dann …

 

… riss er auf einmal das Handtuch mit der Schlange aus dem Loch und schmiss beides auf uns … somit mich, da ich am nächsten stand!!! ICH ERSCHRACK FAST ZU TODE!!! … fiel zurück auf den Weg. Shan hatte sich einen Scherz erlaubt und nur eine Plastikschlange geworfen, diese aber war so groß und sah so echt aus, dass alle zurücksprangen und aufschrien. Ich lachte noch halb auf dem Weg liegend so sehr, dass mir die Tränen kamen.

 

Die Geschichte, zusammen mit dem Video, welches ich von der ganzen Aktion gemacht habe, hat sich im Hostel ebenso schnell herumgesprochen wie die „Eincheck-Prozedur“ (s. letzter Reisebericht).

Von der Rezeptions-Geschichte gibt es übrings auch ein Video. Ich fühlte mich also nicht nur wie bei der versteckten Kamera, es wurde wirklich gefilmt. Der Schwede hat das ganze sogar professionell für seine Memoiren mit Subtiteln unterlegt. Ich habe beide Filme … wenn ich also daheim bin, könnt Ihr ein bisschen mitlachen J

 

Am Abend gab es dann den versprochenen Haarschnitt von der Norwegerin Fanny und mit Glühwein nach deutschem Rezept (bei abendlichen 25 Grad / aber es war ja schließlich Winter daheim ;-) und Live-Musik ließen wir den Abend ausklingen.

Chris, die gute Fee des Hostels, brachte mich persönlich zur Busstation und wartete mit mir bis der Greyhound-Bus mich einlud und die nächste Fahrt durch die Nacht begann.  

 

Sydney. Meine letzte Australien-Station (auf dieser Reise).

Nach einer fast schlaflosen Nacht kam ich am Morgen am Zentralbahnhof in Sydney an. Ich wartete auf meinen alten Arbeitskollegen Olaf, der derzeit in der Nähe Sydneys arbeitet und mit dem ich am Wochenende die Stadt erkunden wollte.

Es war seltsam, wieder in einer Großstadt zu sein. Meine letzte Station in einer Großstadt war Bangkok … das war Anfang Dezember, also 1,5 Monate zuvor und das auch nur bei der Durchreise gen Süden für ein paar Stunden. Jetzt hatte mich die Stadt für ein paar Tage zurück. Hotels, Hochhäuser, Kirchen, Leuchtreklamen und über 4 Millionen Menschen!

 

Nach der Erkundung von Darling Harbour und Chinatown kamen wir am Nachmittag am Hyde Park an und mischten uns unter Tausende von Australiern, die den ersten und wichtigsten Tag des alljährlichen „Sydney Festivals“ feierten. An dem Tag waren alle auf den Beinen und suchten die in der Stadt verteilten Bühnen für unterschiedliche Live-Gigs auf. Den Abend verbrachten wir mit Tausenden anderen auf einer riesigen Grünfläche vor einer beeindruckenden Bühne, wo unterschiedliche Künstler, auch Aboriginals spielten und am Ende des Abends die Soul-Legende Al Green mit über 70 Jahren sein Down-Under-Debüt feierte.

 

Den nächsten Tag nutzten wir für die etwas weiter liegenden Sehenswürdigkeiten rund um Sydney. Olaf war mit dem Auto unterwegs und bot mir damit an, mir die Umgebung zu zeigen. Er lebte schon einige Wochen in der Umgebung und kannte sich bereits gut aus. Wir fuhren in der Früh in den Royal Nationalpark, den ältesten Australiens. Leider kränkelte ich an dem Tag etwas … mein Hals schmerzte und ich fühlte mich ziemlich schwach. Eine lange Wanderung konnten wir deshalb nicht machen, aber für einen Spaziergang und einen ersten guter Eindruck des Parks haben meine Kräfte gereicht. Und das Highlight des Parks war dann eh ein sehr schöner, entspannter Strand.

Am späten Nachmittag ging es dann an den weltbekannten und besonders bei Surfern beliebten Bondi Beach, von dem ich allerdings ziemlich enttäuscht war, da er mit wenigen von Australiens Super-Stränden mithalten kann und eigentlich nichts mehr als ein riesiger Laufsteg der Städter ist. … und total überfüllt.

 

An den nächsten zwei Tage konnte ich nur kleine Spaziergänge u.a. über die Harbour Brigde machen, da es immer gesundheitlich immer schlechter ging und ich die Zeit somit hauptsächlich in meinem Stockbett im Hostel verbrachte. Ich dachte, mich mit meiner großen Medizintasche selbst heilen zu können. Leider vergeblich. Nach einigen Tagen ging ich zum Arzt und bekam eine Mandelentzündung diagnostiziert, die ich nur mit Antibiotika bekämpfen konnte L

Glücklicherweise hat Antibiotika diese aufputschende, schnell heilende Wirkung. Mir ging es nach nur einigen Stunden besser und ich startete mit einer längeren Erkundungstour im Kernstadtgebiet, bevor ich eine Fähre nach Manly nahm und einen weiteren über die Stadtgrenzen bekannten Surferstrand besuchte. Manly ist ein gemütliches Örtchen im weiteren Stadtgebiet … auch ziemlich touristisch, aber dennoch schön.

 

Sydney ist extrem multikulturell. Die vielen Migraten aus Europa und Asien verleihen der Stadt ein ganz eigenes Gesicht und man kann eigentlich nie sagen, ob es sich bei den Menschen auf den Strassen um Einheimische oder Touristen handelt. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass über 30% der Einwohner Sydneys außerhalb Australiens geboren sind.

Neben dem kulturellen Mix fällt einem in Sydney immer wieder das Wahrzeichen, das muschel- oder segelförmige Opernhaus, ins Auge. Spätestens seit den olympischen Spielen 2000 weltbekannt, kann man sich diesem originellen Bau nicht entziehen … von allen Broschüren, Reiseführern, etc. lacht sie einem entgegen. Nach eigener Sage des dänischen Architekten Jorn Utzon ist die Form dem Entfalten einer Orange nachempfunden. Herr Utzon hat „seine“ Oper leider nie im fertigen Zustand gesehen, der er sich - nachdem die Geldmittel für die Oper gekürzt werden sollten – mit den Bauherren überwarf, Australien verließ und nie wieder betrat. Der Bau der Oper hat insgesamt 102 Mio. Dollar gekostet und wurde danach mit einer eigens dafür initierten Lotterie finanziert. Seit 2007 ist das Haus UNESCO Weltkulturerbe … vollkommen zu Recht wie ich finde.

Leider habe ich keine Karte für eine Veranstaltung ergattern können … ein Grund, nach Sydney zurückzukehren J

 

Für meinen letzten Australien-Tag habe ich einen Ausflug in die „Blue Mountains“ geplant. Die Blue Mountains sind ca. 50 Kilometer westlich der Stadt gelegen und bieten schöne Wanderwege und wunderschöne Ausblicke.

Eigentlich. … nicht allerdings, wenn das Wetter so ist wie an jenem Tag, an dem ich von einem Aussichtspunkt zum nächsten wanderte und nur eines sah … eine weiße Wand. NEBEL! Es war ein denkbar ungünstiger Tag, um Weiten zu sehen … wofür diese Berge so bekannt sind. Es war bewölkt, regnerisch und kalt und dennoch hatte ich … zusammen mit Mr. Bond aus London, den ich im Bus kennen gelernt habe … einen sehr lustigen Tag.

Während unsere Mitreisenden vom Wetter enttäuscht und verärgert den Tag wahrscheinlich weniger interessant in Erinnerung behalten, hatten wir super viel Spaß .. bitte, was gibt es Lustigeres, als einen Ausflug zu machen (mit der Erwartung, wunderschöne Berge, Täler etc. zu sehen), und dann einfach nur gar nichts zu sehen … fast nichts J Es war ein schönes Beispiel, dass es immer auf die Betrachtung ankommt … und man in fast allem etwas Positives finden kann.

 

Mr. Bond und ich gingen dann in unserem Elan auch noch als einzige aus dem Bus auf den „Adventurous“ Track“, den unser Führer als sehr  abenteuerlich beschrieb und uns vor Blutekeln und Wasserlöchern warnte. Offensichtlich haben die anderen Touristen ähnliche Geschichten zu hören bekommen, denn wir waren auf dem Track fast allein. .. und wir sind weder Blutekeln noch großen Wasserlöchern begegnet ;-) Das einzige Abenteuerliche – für australische Verhältnisse – war die Tatsache, dass der Track unbefestigt war und durch das Wetter ziemlich aufgeweicht wurde, was dazu führte, dass wir leicht „eingedreckt“ am Ziel ankamen.

Über die Blue Mountains kann ich somit wenig berichten, da ich nicht viel gesehen habe, aber lustig kann man es sich bei jedem Wetter machen.

 

Meinen letzten Abend in Australien habe ich dann nicht wie ursprünglich vorgesehen mit meiner Wäsche verbracht, sondern mit Mr. Bond in einer Bar mit Live-Jazz-Musik am Opernhaus – dem Wahrzeichen Sydneys … Australiens. Ein schöner Abschluss in Down Under J

 

Liebe Grüße in die Welt

Eure Eva

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