Ostküstenerlebnisse

Hallo meine Lieben,

 

ich bin mittlerweile in Yamba angekommen, einem kleinen gemütlichen Küstenort, der im letzten Jahr zum schönsten Ort der Ostküste gewählt wurde. Was die Tourist-Jury diesem Flecken damit angetan hat, ist noch nicht abzusehen … denn bisher ist es vor allem noch eines: ruhig! Vor knapp einem Jahr hat zwar ein YHA-Hostel aufgemacht, womit dieser Ort auch auf der Route einiger Backpacker erscheint, aber es hat sich glücklicherweise bisher die Ruhe der letzten Jahrzehnte bewahrt.

 

Mein letzter Bericht über mein Sylvester in Australien liegt knapp eine Woche zurück. Diese habe ich – gefühlt – zu Hause verbracht. Ich war bei meinen Freunden Karen und Scott in Noosa, die mir mehr als die hier in Australien typische Gastfreundschaft entgegen gebracht haben. Sie waren mir eine Familie und es hat sich in nur ein paar Tagen eine tiefe Freundschaft entwickelt, die im hohen Norden Vietnams begann. Meine Tage in ihrem Heimatort waren zum Grossteil verregnet, aber das war weniger schlimm, da ich es genoss, einfach mal wieder nur an einem Ort mit geliebten Menschen zu verbringen … und sogar ein eigenes Zimmer zu haben. Außerdem lernte ich von Scott viel über die Aboriginals und über deren heiliges Instrument, das Digeridoo. Scott wurde von einem führenden Aboriginal aus Arnhem adoptiert und weiß mehr als jeder andere über deren Kultur. Außerdem ist er ein Meister auf dem Digeridoo und ich bekam Privatkonzerte und kleinen Filmvorführungen.

 

So kommt es, dass ich Euch über Noosa nur soviel erzählen kann … es ist ein wunderschöner Urlaubsort, der neben beeindruckenden Stränden und einem großen, leicht zugänglichen Nationalpark auch erstklassige Restaurants und Geschäfte zu bieten hat. Zudem bietet Noosa ideale Bedingungen zum Surfen, so dass ich mich nach meinem Windsurfing Kurs in der Türkei (in einem anderen Leben ;-) erstmals wieder auf ein Board gestellt habe. Diesmal ohne Segel … klassisches Surfen also!

Ich habe einen Surfkurs gebucht und bereits nach den Trockenübungen am Strand konnte ich vom vielen „auf´s Board springen“ schon meine Arme kaum noch spüren. Aber da ging es erst los … ins Wasser, raus schwimmen, warten auf die „perfekte“ Welle und „auf´s Board springen“. … oder besser … versuchen, auf´s Board zu springen. Was vom Strand so kinderleicht aussieht, ist schwieriger als ich es mir vorgestellt habe. Die ersten Versuche waren erfolglos und ich landete relativ schnell wieder im Wasser … meist kopfüber. Aber da ich das unbedingte Ziel hatte, zumindest einmal auf einer Welle zu reiten und auf dem Board zu stehen, machte ich keine Pause und versuchte es unermüdlich. Naja, das stimmt nicht ganz … ich war müde … insbesondere meine Arme … aber es ging weiter.

Am Schluss habe ich drei Wellen genommen und ansatzweise gespürt, was die Surfer dieser Welt dazu ermutigt, bei Wind und Wetter aufs offene Meer zu schwimmen und auf Wellen zu warten. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man auf dem Wasser zu schweben scheint. Es hat etwas Spirituelles … es ist als wenn man mit dem Meer spricht … eine besondere Verbundenheit zwischen Mensch und Natur. Leider werde ich nie ein langes Gespräch mit dem Meer führen können, da ich beschlossen habe, dass dies mein erstes und letztes Surferlebnis war. Zu anstrengend ;-)

 

Nach den Tagen in Noosa bekam ich einen persönlichen Abholservice von Jay, einem Australier, den ich in Thailand kennen gelernt habe und der mir anbot, mir Brisbane und Umgebung zu zeigen. Es war ein schmerzlicher Abschied von Karen und Scott, auch wenn ich weiß, dass wir uns definitiv wieder sehen werden … Karen weinte sogar und zeigte mir damit am Ende noch mehr, welche Beziehung sich zwischen uns in der kurzen Zeit entwickelt hat. Ich kann wirklich sagen, mit den Beiden Freunde fürs Leben gefunden zu haben.

 

Die Zeit mit Jay war dann auch sehr schön, wir fuhren in einen Surfclub nach Caloundra und stoßen auf unser Wiedersehen an … bevor es nach Brisbane ging und ich eine ausführliche Stadtführung bekam. Während viele Reisende Brisbane nur aus dem Bus sehen und weiter zum nächsten Strand fahren, war ich doch sehr angetan von der Stadt. Insbesondere wenn die Lichter angehen und die Stadt in bunten Farben erstrahlt, geht eine ganz besondere Atmosphäre von ihr aus. Also einen Tag Brisbane kann ich somit jedem Australien-Urlauber ans Herz legen.

 

Am nächsten Tag ging es für mich weiter nach Byron Bay. Schon am Busbahnhof in Brisbane wurde ich auf die recht aussichtslose Unterkunftssituation aufmerksam gemacht, die dort derzeit aufgrund der Hochsaison herrschte. Aber ich war optimistisch und hoffte, noch irgendwo ein Bett zu finden. Leider musste ich herausfinden, dass solche Vorhersagen in Australien eher zutreffen als in Südamerika oder Asien. Der ganze Ort war voll … kein einziges Bett. Nur noch vereinzelt Plätze auf dem Campingplatz und Hotels ab 330 Dollar.  

 

Zu schade, das bedeutete weiter reisen. Nur wohin? Ich setzte mich vor die Touristeninfo in den Schatten und fuhr mit dem Finger die Karte der Ostküste in meinem Lonely Planet entlang. Ich fand einen Ort namens Yamba … das hörte sich gut an. Da wollte ich hin. Zu dem Zeitpunkt hatte es mir nur der Name angetan und ich erfuhr erst später, dass Yamba – wie man so schön sagt – im Kommen ist. Letztendlich besteht Yamba (ich liebe diesen Namen) aus einer Straße mit Restaurants und Shops und noch mehr bildschönen Stränden. … d.h. im Klartext … es ist eigentlich so wie überall an der Ostküste … und dennoch etwas anders.

 

Aber bevor ich das herausgefunden habe, hatte ich einen halben Tag in Byron, um Stadt und Strand zu erkunden. Schönes Örtchen, aber – auch auf die Gefahr hin, dass ich Euch langweile – auch Byron besteht aus Straßen mit Restaurants und Shops und bildschönen Stränden.

 

Aber nun zurück zu Yamba … schlussendlich hier angekommen musste ich mich einer skurielen Eincheckprozedur unterziehen. Hinter der Rezeption saß ein junger Mann mit pinkfarbenen Haaren und einem Bier in der Hand. Er sprach eine Sprache, die ich nur schwer deuten konnte – hin und wieder mischte er einige englische Worte darunter, so dass ich mir einiges zusammen reimen konnte. Ich war müde, es war schon fast Mitternacht und ich hoffte, schnell ins Bett zu kommen. Leider vergeblich … erst verstand er meinen Namen nicht und ich sollte ihn aufschreiben … habe ich getan … dann konnte er meine Schrift nicht lesen und ich sollte ihm meinen Ausweis geben … habe ich getan … dann meinte er mein Ausweis sei gefälscht … WAS? Ich fühlte mich im falschen Film … ich legte meinen Kopf auf der Rezeption ab und bettelte nur um eines … EIN BETT! In dem Moment prustete hinter mir eine ganze Mannschaft von Reisenden los, der gute Herr vor mir eingeschlossen. Sie klatschten und ein anderer Mann kam und nahm mich in den Arm. WAS? Mir war bewusst, dass hier was nicht stimmte, aber einen Applaus habe ich nicht erwartet. Letztendlich stellte sich heraus, dass es sich ein norwegischer Traveller mit Hilfe der Hostelbesitzer einen Spaß mit dem letzten Gast des Tages erlaubte … und das war nun mal ich. Ich weiß jetzt wie sich Gäste bei „Versteckte Kamera“ fühlen … genauso wie ich in jener Nacht. Lustig war es jedenfalls … auch für mich ;-)

 

Soweit so gut, morgen mache ich eine vom Hostel organisierte Halbtagestour in die Umgebung und am Nachmittag schneidet mir eine Norwegerin aus meinem Hostelzimmer die Haare. Ich war heute früh mit ihr am Strand joggen und habe erfahren, dass sie ausgebildete Friseurin ist … perfekt … das wird der wahrscheinlich erste und letzte Haarschnitt meines Lebens sein, den ich mit einem Bier bezahle ;-)

 

Soweit von mir. Morgen geht es mit dem Nachtbus weiter nach Sydney. Dort werde ich von Olaf, einem alten Payback-Kollegen abgeholt, der hier derzeit an einem Projekt arbeitet, und mit dem ich das Wochenende in meiner letzten Australien Station verbringen werde.

 

Die Reise in Australien neigt sich dem Ende zu … schneller als erwartet. Meine anfängliche Skeptik gegenüber dem Land hat sich mittlerweile gelegt … ich hatte eine schöne Zeit hier und habe wunderbare Menschen getroffen.

 

Bis bald!

Eure Eva

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Kommentare: 3
  • #1

    Kerstin (Freitag, 08 Januar 2010 23:06)

    Hi Eva,

    dir auch ein wunderbares, erfüllendes neues Jahr!

    Es bringt viel Spaß, dich auf deiner Reise lesend zu begleiten. Es ist so spürbar, dass du deinen Traum lebst und es dir sehr gut geht. Lass es dir auch weiterhin gut ergehen!

    Beste Grüße aus -4 Grad im saukalten Hamburg, wo für heute Nacht Schnee und Sturm angekündigt ist (erinnerst du dich an dieses weiße im Gesicht beißende Zeugs, das vom Himmel fällt...? ;o))

    Kerstin

  • #2

    Wiebke (Sonntag, 10 Januar 2010 10:07)

    Hallo liebe Eva, auch aus Freiburg alles Gute für das neue Jahr und weiterhin viele spannende Erlebnisse! Wir sind gerade aus Thailand zurück in deutschen Gefilden - ein Temperaturunterschied von knapp 40 Grad Celsius hat uns erwartet und ne Menge Schnee bedeckt unsere Autos. Dabei hatten wir vorgestern noch Flip-Flops an den Füßen, aber dafür haben wir viele Erinnerungen, die uns noch wärmen. Viele Grüße, Wiebke

  • #3

    Nicole (Mittwoch, 20 Januar 2010 14:32)

    Liebe Eva,
    auch wenn Du lange nichts von mir gehört hast - ich habe Dich auf Deinen Reisestationen immer begleitet und mich an den vielen super schönen Bildern erfreut!
    Auch wenn ich es selbst kaum glauben kann, hat mich seit gestern die Arbeitswelt und unser ehemaliges gemeinsames Projekt wieder - ein ganz trauriges Gefühl zu wissen, dass Du nicht mehr dabei bist! Aber wie wir ja wissen, gibt es Wichtigeres als die Arbeit!:-)
    Weiterhin super viel Spaß und spannende Abenteuer!
    Liebe Grüße Nicole