Buntes, vielfältiges Vietnam

Hallo Ihr Lieben,

 

heute möchte ich Euch von meiner Zeit in Vietnam berichten. Nach dem wunderschönen Laos war ich sehr gespannt auf ein Land, was als Reiseland auch bei uns immer populärer wird und aus dem man die unterschiedlichsten Kommentare und Berichte hört.

 

Meine erste Station sollte Hanoi sein – die Grand Dame Asiens. Schon bei der Ankunft am Flughafen sah ich, dass hier die westliche Welt wieder greifbarer war als noch in Laos. Hier gab es u.a. schillernde Werbeplakate mit mir bekannten Firmen, viele Geschäftsleute, die hektisch übers Parkett eilten und westliche Cafés, die Cappuccino anboten.

 

Ich suchte mir ein Flughafen-Shuttle und trat den langen Weg bis ins Zentrum an. Der Bus fuhr über eine Stunde ins Zentrum und wir wurden mit Weihnachtsmusik im Technostil beschallt. Es war Anfang November und nicht die Tatsache, dass es viel zu früh für Jingle Bells war, sondern, dass aus Weihnachtsliedern Diskosongs produziert wurden, war gewöhnungsbedürftig. 

In der Stadt angekommen, wurden alle Fahrgäste am Busbahnhof herausgelassen und ich für einen kleinen Aufpreis zum Hotel gefahren … dachte ich ;-) … laut meinem Stadtplan war das von mir ausgesuchte Hotel nahe des Busbahnhofs. Als wir nach einer Viertelstunde immer noch nicht da waren, fragte ich nach. Der Fahrer stellte sich taub und gab vor kein Englisch zu sprechen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als abzuwarten, was passiert. Ich fühlte mich sicher, er erschien nicht kriminell … aber mir war sehr klar, dass das angesteuerte Hotel eher das eines Freundes anstatt das von mir erfragte war. Als wir endlich vor einem Hotel anhielten, kam ein Mann an die Hintertür, zeigte mir eine Visitenkarte des von mir gewünschten Hotels und meinte, es wäre ausgebucht … ich sollte anstelle dieses wählen. Gleicher Besitzer, etc. Dass das gute Etablissement fernab von gut und böse war, erwähnte er nicht ;-)

 

Das ist wirklich interessant. In jedem Land eine andere Masche. Da hat der Fahrer offensichtlich vorher Bescheid gegeben, wohin es bei mir gehen soll und die gefälschten Visitenkarten der Lonley Planet Hotels … wo die meisten zuerst hinwollen … werden hoch gehalten.

Ich blieb im Bus sitzen und beharrte vehement darauf, dass ich in das entsprechende Hotel wolle. Der Versuch für die Fahrt jetzt noch mehr Geld herauszuschlagen, missglückte … schließlich hatte ich ja schon bezahlt … und dass der Gute jetzt noch mal die mittlerweile im Feierabendverkehr fast erstickende Stadt durchqueren musste, war nicht mein Problem.

Endlich angekommen hatte ich somit bereits die erste Stadtrundfahrt hinter mir ;-)

 

Da sich meine vom thailändischen Scooterunfall immer noch nicht verheilte Wunde anders als gewünscht entwickelte (die Brandwunde schien zu verheilen, stattdessen bildete sich von der Wunde ausgehend ein roter Schleier um mein Bein und wurde kontinuierlich größer), bekam ich es mit der Angst zu tun und suchte die beste und (wie sich später herausstellte) auch mit Abstand allerteuerste, ausländische Privatklinik in Hanoi heraus. Um 22h, am Samstagabend, bekam ich dann die Diagnose „Allergie auf asiatische Bandagen“ und wurde um 140 Dollar erleichtert. Ich war dennoch froh … wenigstens keine Infektion oder schlimmeres. Ich konnte weiterreisen!

 

Die nächsten zwei Tage verbrachte ich in den Strassen Hanois … schlenderte, trank Kaffee und besuchte die Sehenswürdigkeiten. Insbesondere das alte Viertel hat es mir angetan. Hier findet man das Asien aus unseren westlichen Vorstellungen … hektisch und ruhig zugleich, chaotisch, laut und nachgemacht … alles. Hier findet man jede bekannte Marke für ein paar Dollar, dazu aber auch allen erdenklichen asiatischen Kitsch und unzählige Essensstände mit Plastikstühlen und Hockern in allen Höhen. Hier kann man anhand der Höhe und des Komforts der Stühle erkennen, wie teuer ein „Restaurant“ oder besser gesagt Imbiss ist. Je kleiner, desto günstiger …

 

Nach zwei Tagen ging es für mich im Nachtzug in den hohen Norden nach Sapa. Ich wollte drei Tage trekken … meine Erwartungen waren allerdings nicht überwältigend, da im Wetterbericht Regen und Gewitter angesagt wurde.

Kurz gefasst: Sapa wurde zu einem meiner Highlights auf der gesamten Reise. Es war toll! Ich war in einer netten Trekkinggruppe mit 5 weiteren Travellern und unser Guide war eine Frau, Chi, eines hier ansässigen Minoritätenstammes. Aber nicht nur sie begleitete uns auf unseren Wegen durch die Berge und Reisfelder … sondern noch viele andere Frauen, die uns unterhielten und mit denen wir viel Spaß hatten. Ihr Ziel war es, am Tagesende etwas aus ihrem Bastkorb zu verkaufen, den sie die gesamte Strecke auf dem Rücken mit trugen. Ich habe gern gekauft, auch wenn ich nichts davon wirklich gebraucht habe … aber diese Frauen waren so herzensgut, konnte recht gut englisch und haben mir die Tage über soviel erzählt und gelehrt – über ihr Leben und ihre Kultur, dass es für mich das Mindeste war, ihnen etwas abzunehmen.

 

Lustig war in den Tagen auch, dass die Frauen der Bergstämme die gesamten Treks über Stock und Stein in Plastiksandalen und mit einem Bastkorb mit Handarbeiten absolvierten und die meisten von uns ausländischen Reisenden perfekt ausgerüstet mit Schuhwerk, teilweise mit Stock, den Trail begingen.

Die Natur, die ich in den drei Tagen bewundern konnte, war einzigartig. Sapa bietet einen Blick auf den Fansifar, Vietnams größten Berg, und viele in die Berge gehauene Wege hin zu kleinen Bergdörfern, vorbei an Reisfeldern und wilden Flussläufen.

Insbesondere die Begegnung mit den Menschen aus den unterschiedlichen Dörfern … mit den unterschiedlichen Kulturen (die sich auf den ersten Blick an den unterschiedlichen Trachten zeigte) hat mich beeindruckt. Nach meiner Erfahrung in China wusste ich, dass mich dies besonders berühren würde … und so war es dann auch. Zu sehen, wie die Menschen leben, in welchen Häusern, unter welchen Bedingungen, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen, welche Ausbildungsmöglichkeiten sie haben, was sie in ihrer Freizeit machen …

Nun … die Häuser sind sehr einfach. Es gibt eine Feuerstelle, wo gekocht wird, ein Bett für die Nacht (Holzrahmen ohne Matraze … letztere habe ich bisher nur in Hotels gesehen), ein Holzrahmen für tagsüber (unser Sofa) ... und keine Fenster. Es ist dunkel und wenn die Elektrizität im Dorf funktioniert, bietet irgendwo eine kleine Glühbirne etwas Licht und / oder es werden Kerzen aufgestellt. Außerdem wird die Reisernte in Säcken in einer Ecke gelagert, so dass die Häuser mehr nach Lagerhalle anstatt Wohnraum aussehen. Fernseher habe ich nicht gesehen, manchmal ein kleines, altes Radio.

 

Es ist schwer zu beschreiben und es war so dunkel, dass auch die Fotos nichts wurden … aber stellt es Euch diese Häuser einfacher vor, als alle Bauernhäuser, die Ihr in irgendeinem Museum über eine Zeit vor unserer Zeit jemals gesehen habt.

 

Schön zu sehen war, dass es vereinzelt Schulen gab und offensichtlich alle Kinder dieser Region zumindest ein paar Schuljahre absolvierten, um Schreiben und Lesen zu lernen. Wir besuchten zwei Schulen und durften den Lehrern über die Schulter schauen. Es war schön zu sehen, mit wie viel Spaß die Kinder lernten … es ist für sie eine willkommene Abwechslung aus dem harten Alltag, in den auch die Kleinsten mit eingebunden sind.

 

Eine andere Beobachtung, von der ich noch schreiben möchte … wie Ihr Euch vielleicht denken könnt, gibt es hier keine Windeln. Was also tun? Die Kleinsten laufen alle nur mit einem T-Shirt herum (oder nackt) und wenn man muss, na ja, mehr muss ich nicht schreiben. Man kann also leicht erkennen, welches Kind, den Weg zur Toilette findet und welches nicht ;-)

 

Die Tage in Sapa vergingen wie im Fluge. Meine Gruppe war einfach toll, wir hatten viel Spaß ... insbesondere auch mit unserem Guide Chi, die ein richtiger Komiker war und uns ständig zum Lachen brachte.

Neben diesen Momenten bot sich in den Bergen aber auch viel Zeit, um Nachzudenken und über das Leben zu sinnieren. Die Umgebung ist wie geschaffen dafür und ich hatte einige Momente, die ich nie vergessen werde. Fernab der Gruppe, nur ich, bis zum Horizont nur Reisfelder, Flüsse, Berge … der Wind … und hunderte von Gedanken, die durch meinen Kopf schossen. Sapa ist der perfekte Ort, um magische Momente zu erleben und sich selbst zu hören. Wenn Ihr eines Tages nach Vietnam reist, verpasst diesen Ort nicht. Er steht nur bei wenigen auf der Liste … was auch gut so ist … aber Ihr, meine Lieben, solltet dazugehören.

 

Der Abschied war dann intensiv … wir alle haben die kleine Chi ins Herz geschlossen und hoffen, sie irgendwann wieder sehen zu können. Schon früher werde ich ein wunderbares australisches Pärchen wieder sehen, Scott und Karen… im Dezember auf meiner Reise durch deren Land. Dort werde ich dann eine andere besondere Kultur kennen lernen … die Aborigines. Scott, auch ein Weltenbummler, der lustigerweise wie ich in Rennes in Frankreich studiert hat, wurde vor einigen Jahren von einem Aborigine adoptiert. Das verspricht sehr spannend zu werden. Aber dazu in ca. 1,5 Monaten mehr ;-)

 

Nach drei tollen Tagen in Sapa ging es nachts im Zug wieder zurück nach Hanoi. Ich kam um 5.30h am Bahnhof an, setzte mich auf ein Mofa-Taxi und brauste – mich an dem Fahrer festklemmend – durch die Nacht. Ein tolles Erlebnis. Zu dieser Zeit habe ich eine ganz andere Seite der Stadt kennen gelernt. Während am Tage der Verkehr die Stadt zu verschlingen droht, ist in den frühen Morgenstunden kaum jemand unterwegs und man fühlt sich ein wenig wie in einer Geisterstadt. Am See, dem zentralen Punkt der Stadt angekommen, war dann schon etwas mehr Leben. Frauen turnten zu entspannter Musik am See, Männer „walkten“ um ihn. … und ich? Ich suchte mir eine Bank und beobachte das Geschehen bis das erste Straßencafé aufmachte … wo ich die nächsten Stunden wartete, bis mein Bus nach Halong Bay weiterfuhr.

 

Aber dazu später mehr J

 

Alles Liebe und genießt das Leben!

Eure Eva

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