Wow LAO!

Hallo Ihr Lieben,

 

ich bin mittlerweile in Laos und beeindruckt von einer Welt und von Menschen, die einfach wundervoll sind.

 

In diesem Moment sitze ich am Mekong und blicke auf eine unbeschreiblich schöne Landschaft von grün bewaldeten Hügeln und Reisfeldern.

Unsere Welt ist einfach so unglaublich schön … und vielfältig. Ich könnte beim Anblick platzen vor Bewunderung und Freude, viele dieser Schönheiten mit eigenen Augen sehen zu können. 

 

Ich möchte Euch bevor ich Euch von den Ereignisse der letzten Tage erzähle ein paar Eindrücke von Laos geben.

 

1)       Laos ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Menschen verdienen durchschnittlich weniger als 750 Euro im Jahr. Man kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, wie die Menschen davon überleben, da hier alles teurer als z.B. in Thailand ist. Die Laoten müssen fast alles importieren. Es werden nur die notwendigsten Getreidearten angebaut, Textilien, Holz- und Handarbeiten hergestellt, ebenso wie Zement, Strom, Zigaretten, Bier und Pepsi. Mehr nicht. Dazu kommt eine durchschnittliche Inflation von 15%, in 2008 waren es sogar 30%, und die Tatsache, dass die Mieten kaum bezahlbar sind – hier hat es in den letzten drei Jahren eine Steigerung von 1.500% gegeben.

2)       Man sollte peinlichst vermeiden, in diesem Land krank zu werden. Eine medizinische Versorgung ist nahezu nicht existent. Reisenden wird empfohlen, im Falle einer ernsteren Krankheit sofort nach Bangkok zu fliegen.

Und was ist mit den Menschen hier? Traurig, aber wahr … man sieht hier kaum alte Menschen und selbst die kleinen Kinder haben so verfaulte Zähne, dass sie ihre Volljährigkeit wohl als Zahllose beginnen müssen.

3)       Please don´t rush! Die Uhr scheint hier anders zu ticken als irgendwo sonst. Hier ist alles etwas langsamer als wir es gewohnt sind … der Verkehr, die Menschen, einfach alles.

4)       In Lao sind während des Indochina Krieges (1964-1973) mehr Bomben als jemals in irgendeinem anderen Land der Welt gefallen – insgesamt haben mehr als 500.000 Truppen mehr als 2 Mio. Tonnen Geschütze in dieses so kleine Land geworfen. Fast ein Drittel davon ist noch nicht explodiert … heutzutage werden pro Jahr ca. 300 Menschen durch diese Kriegsüberbleibsel verletzt oder getötet.

5)       Weitere traurige Fakten: Von den 6 Mio. Einwohnern leben ca. 80 Prozent in ländlichen Gegenden. 40 % der Einwohner ist unterernährt, auf dem Land sogar jedes zweite Kind. Die Hälfte der Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Wasser, 30% der Menschen über 15 Jahre sind Analphabeten und die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 63 Jahren. Landwirtschaft ist der wichtigste Wirtschaftszweig … und das obwohl die noch nicht detonierten Bomben den Menschen die Bebauung der Felder sehr schwer macht. Die meisten Bauern leben täglich in Angst, dass ihnen oder ihrer Familie etwas zustößt und bisher nur wenige hatten das Glück, dass spezielle Hilfsorganisationen ihre Felder „gesäubert“ haben – wir Ihr Euch denken könnt, ein lebensgefährlicher Job.

 

In Pai, meiner vorerst letzten Station in Thailand … einer der schönsten übringens .. habe ich eine dreitägige Tour zu meiner ersten Station in Laos gebucht … inklusive einer (dachte ich) beeindruckenden 2-tägigen  Mekong-Tour. Beeindruckend war nicht die Tour, sondern alles, was danach passierte.

Am Morgen vor unserer geplanten Reise nach Laos hat uns die Hotelmanagerin in der Grenzstadt Chiang Khong verkündet, dass wir, d.h. all die Traveller, die in einem bestimmten Reisebüro in Pai gebucht haben (dem meines vergangenen Vertrauens), nicht weiterreisen könnten. Das  Büro hatte offensichtlich das Geld für den Bootstrip nicht transferiert und auch die Übernachtung und das Visum für Laos waren nicht bezahlt. Da dies nicht das erste Mal passiert ist, wollte die Dame ein Exampel statuieren und uns nicht reisen lassen. Es folge ein langes Telefonat mit unserem Reisebüro. Offensichtlich würde aufgrund des Wochenendes keine Möglichkeit für einen Geldversand bestehen und wir sollten uns 2 Tage in Chiang Khong gedulden. Dazu sei gesagt, dass Chiang Khong ein nettes kleines Städtchen am Mekong an der thailändisch-laotischen Grenze ist, aber für 2 Tage einfach rein gar nichts sonst zu bieten hatte. Wir mussten weiter … wir wollten nach LAOS. Wir diskutierten und diskutierten … der Verhandlung mit dem Reisebüro folgte eine Verhandlung mit der Hotelmanagerin. Am Ende teilten die Hotelmanagerin und wir uns das Risiko, dass wir nie Geld von dem besagten Reisebüro sehen würden und wir zahlten den Bootstrip  erneut – sie übernahm die Kosten für unser Visum. Wenn alles gut gehen ginge, würden in 2 Tagen über Western Union unser Geld nach Laos transferiert bekommen. Das war der Deal … ich bin ja normalerweise optimistisch, aber in dieser Situation ... ;-)

Nun gut, es ging dann doch weiter … unsere kleine Gruppe (mittlerweile ziemlich eingeschworen, obwohl wir uns nur ein paar Stunden kannten) wurden über den Mekong an die laotische Seite geschippert, erledigten alle Grenzformalitäten und wollten unseren Bootstrip starten.

 

Wir wurden mit anderen Travellern in ein Restaurant gebracht, wo uns ein Laote das nun folgende Prozedere erklärte. Sein Ziel war es offensichtlich, uns einen Minibus-Trip zu verkaufen.

Er erklärte uns, dass wir die nächsten 2 Tage mit über 100 Leuten jeweils 10 Stunden in einem Boot mit Holzbänken und nur einer Toilette verbringen würden. Pausen würde es nicht geben und die erste Nacht würde in einem kleinen Dorf ohne Elektrizität übernachtet, das das 8-fache der normalen Übernachtungspreise verlangen würde. WAS????

Er schmückte das ganze erschreckend genau aus … sehr erschreckend! Einem nach dem anderen fiel die Kinnlade herunter … wir sahen uns an und dachten nur daran, wie wir aus der Nummer wieder heraus kamen. Die Hälfte der Gruppe entschied sich gegen den Bootstrip und zahlte bereitwillig die Differenz für den Minibus.

 

Ich gehörte zu den Busreisenden … kurz danach startete die wahrscheinlich lustigste Busfahrt, die ich auf meinen gesamten Reisen erleben werden. Wir waren 8 Leute – eine Mixtur aus Reisenden aus Neuseeland, Californien, Deutschland und England. … und wir hatten eine Menge Spaß. Wir hörten den gesamten Trip laut Musik aus meinem iPod … gesamter Trip, d.h. 14 Stunden … sangen lauthals dazu und erzählten uns unsere Lebensgeschichten. Insgesamt wurde 4 Whiskeyflaschen und eine nicht zu benennende Anzahl an Bierflaschen geleert … alle tranken … nur ich nicht.

Warum nicht? Zwei Wochen zuvor hatten Caro und ich einen Scooter-Unfall, bei dem ich mir eine ziemlich unangenehme Brandwunde zugezogen habe … und weil eine Infektion im Anmarsch war, nehme ich derzeit Antibiotika. Aber auch dazu später.

Der Busfahrer hatte das Ziel, Luang Pragang schnellst möglichst zu erreichen. Aus den bei Abfahrt versprochenen 9 Stunden wurden allerdings am Ende 14 Stunden … und das obwohl wir nur 5 Stops machten, die zusammengenommen höchstens eine Stunde ausmachten. Anstrengend!

 

In Luang Pragang erfuhren wir von der anderen Hälfte der Bootsreisenden später, dass die Bootsfahrt toll war und nichts von dem stimmte, was uns erzählt wurde. Reingefallen … aber wer weiß, wozu es gut war, die Bootsleute hatten sicher nicht soviel Spaß wie wir.

 

Die nächsten Tage verbrachte ich mit der Minibus-Gruppe … wir sahen uns die Stadt an, besuchten Tempel, bewunderten Sonnenuntergänge, schipperten auf dem Mekong, machten Radtouren und feierten. Es hat Spaß gemacht und ich kann jedem diese kleine feine Stadt nur empfehlen. Luang Pragang, seit 1995 UNESCO Weltkulturerbe, bietet eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten und eine äußerst fesselnde Atmosphäre. Es ist ein Ort, wo man verweilen kann .. und insbesondere der Mekong bietet einem wunderschöne Ausblicke und ruhige Uferecken zum Träumen. Darüber hinaus kann man morgens früh um 5 Uhr auf den Straßen der Stadt ein beeindruckendes Schauspiel beobachten. Die Einheimischen sitzen am Straßenrand und geben den vorbeiziehenden Mönchen Reis. Ein sehr besonderer Moment, der mir schwer fällt in Worte zu fassen - es war einfach nur bewegend.

 

Überhaupt ist alles, was ich von Laos bisher gesehen habe, bewegend und so schön, dass es viel Lust macht, wieder hierher zu kommen. Laos ist zwar ein armes Land, aber so reich an Natur, dass einem der Atem stockt. Die Busfahrt war ermüdend, weil man von einem Schlagloch ins andere hüpfte, aber die Landschaft, die an uns vorbeizog war einzigartig. Dieses Land ist so grün, bietet geheimnisvolle Dörfer, von denen ein Großteil auf Stelzen gebaut wurde und in denen einem die Menschen vom Wegesrand zuwinken. Kinder freuen sich, Ausländer zu sehen und zu spielen … und selbst die Hüter der Plumsklos sind so offen und interessiert an den selten vorbeischauenden Reisenden, dass einem Emailadressen angeboten werden. Kein Scherz, ein Herr, der das Geld für die Toiletten kassierte, wollte meine Emailadresse und mir schreiben. Er war der englischen Sprache kaum mächtig, war aber offensichtlich sehr stolz, diese neue Art der Kommunikation für sich entdeckt zu haben. Voller Stolz gab er mir auch seine Adresse.

Die Menschen sind alle miteinander superfreundlich und Laos ist sicher eines der wenigen Länder, was noch nicht vom Tourismus „verdorben“ ist. Hier gibt es niemanden, der bettelt, die Menschen wollen Kontakt, weil sie neugierig sind … so angenehm … so schön … WOW LAO!

 

Nach einigen Tagen in Luang Pragang ging es im Minibus weiter gen Vang Vieng. Unsere Gruppe … mittlerweile eingeschworen … wandelte den Minibus erneut in einen Partybus. Diesmal sollten wir das Ziel bereits in nur 6 Stunden erreichen.

Vang Vieng ist bekannt für sein „Tubing“. Traveller lassen sich in Gummireifen den gesamten Tag über den Fluss treiben und stoppen hier und da, um „aufzutanken“. Keine ungefährliche Angelegenheit, über die ich allerdings nicht viel schreiben kann, da sie mir nur berichtet wurde … ich habe mir ein paar sehr entspannte Tage in den unterschiedlichsten Restaurants am Flussufer gemacht und gelesen, geschrieben und nachgedacht. Der perfekte Ort dafür, die Landschaft ist geprägt von Hügeln und Reisfeldern (Katrin & Caro … es sieht ein bisschen aus wie in Guilin in China bzw. wie Vinnales in Kuba) … wirklich schön!

 

Die letzten Tage in Laos verbrachte ich in Vientiane, der Hauptstadt von Laos. Vientiane ist wahrscheinlich die relaxte Großstadt der Welt .. mit nur 300Tsd Einwohnern hat man eher das Gefühl in einer deutschen Kleinstadt zu sein. Der internationale Flughafen ist halb so groß wie der von Paderborn und die Menschen scheinen augenscheinlich nicht wirklich viel zu tun. Ich war in einem Reisebüro, um meinen heutigen Flug zu bestätigen … da saßen 5 Leute gelangweilt vor ihren Computern … nebeneinander wie die Hühner auf der Stange … und taten nichts. Einfach nicht … sie starrten ins Leere. Es war unglaublich … das ist dann wohl klassisch eine Arbeit, in der man sich nicht verwirklichen kann und einfach nur seine Zeit absitzt.

Wenn jemand dann doch arbeitet, dann sehr, sehr langsam. Schon im Reiseführer wird diese laotische Eigenschaft beschrieben: Die Reisenden werden dazu angehalten, sich zu gedulden, durchzuatmen, jeder Situation mit einem Lächeln zu begegnen und sich daran zu erinnern, dass man immer irgendwann dahin kommt, wo man hin möchte … nur eben in „Lao time“ ;-)

 

Mein persönliches Highlight in Vientiane war sicher der Sonnenuntergang am Mekong. Einfach überwältigend … nur ich, ein kühles Bier und später zwei Kinder, die sich fotografieren lassen und danach in der Kamera sehen wollten.

Soweit aus dem wunderschönen Laos. Ich mache mich morgen auf den Weg nach Vietnam … ein neues Land entdecken … neue Abenteuer erleben … neue Freunde finden.

 

Ich sende Euch allen die besten Grüße … Lebt das Leben und genießt jede Sekunde!

 

Eure Eva

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