Mumbai und Suedindien ... anders!

Hallo Ihr Lieben,

 

Ihr wundert Euch sicher, dass ich so lange nicht geschrieben habe. Ich habe spontan beschlossen, nach Nepal zu reisen und dieses Land hat mich so fasziniert, dass ich soviel wie möglich erleben und sehen wollte und somit wenig Zeit für Berichte hatte. Da Nepal ab sofort auf meiner Lieblingsländer-Liste ganz oben steht, habe ich noch keinen Bericht verfasst. Eigentlich müsste ich nämlich ein Buch schreiben … dabei war ich nur 10 Tage dort … aber ich kehre ganz sicher dorthin zurück. Dieses Land ist unglaublich!

 

Heute möchte ich aber von Indien schreiben. Ich bin mittlerweile in Kerala, in Südindien, angekommen und lerne gerade eine ganz andere Seite dieses großen Landes kennen. Auch Indien arbeitet sich auf der oben besagten Liste immer weiter nach vorn … es gefällt mir von Tag zu Tag besser und ich wünschte, auch hier noch mehr Zeit zu haben.

 

Bevor ich Euch meine Erlebnisse der letzten Indien-Tage schreibe, möchte ich wieder einige meiner Eindrücke aufzählen, die in meinen Augen so typisch für Indien sind:

 

1)       First customer!: Hier ist man beim Shoppen so gut wie immer der „First Customer“ und bekommt deshalb einen konkurrenzlos günstigen Preis angeboten … der sich beim nächsten Shop als ganz normal herausstellt ;-)

2)       „Wie lange bleibst Du in Indien?“ …  „Ich weiß nicht … maximal, bis mein Visum abläuft.“: Es ist unglaublich, wie viele Menschen gelinde gesagt keinerlei Plan haben. Insbesondere Varkala ist voll von Leuten, die sich einfach nur treiben lassen und keinerlei Ziel haben. Für mich ist dies schwer nachvollziehbar … auch ich treibe gerade durch die Welt, aber immer mit einem Ziel. Ich bin neugierig, will viel sehen und viel lernen. Ein normaler Strandurlaub wäre im klassischen Sinne um einiges erholsamer als meine Art des Reisens … aber ich bezeichne meinen Weg auch nicht als Urlaub (kleine Ausnahme, siehe unten ;-)

3)       No change!: Hier hat keiner Wechselgeld. Schon in Südamerika hatte ich das Problem, dass keiner Kleingeld hatte und wechseln konnte … die Peruaner haben in den großen Banken extra Kleingeld-Automaten, wo man kleine Scheine ziehen kann … aber diese sind selten und somit wartet man nach jeder Taxifahrt, Wasserkauf, etc. wieder 5 Minuten, da der Fahrer oder Verkäufer in anderen Shops nach Wechselgeld fragt … meist eine lange Prozedur … da s.o. No change! … überall! Indien ist keine Ausnahme.

 

Nach 10 Tagen Nepal ging es wieder zurück nach Indien. Diesmal habe ich einen Flug von Kathmandu nach Mumbai gebucht … nicht noch mal wollte ich mich für über 10 Stunden in einen nepalesischen Bus zusammen mit Ziegen und sich erbrechenden Nepalesen setzen … und das wäre nur die Reisezeit bis zur Grenze, nicht eingerechnet also die noch mal ca. 30 Stunden Zugfahrt innerhalb Indiens.

 

Der Flieger landete um 22.30 Uhr in Mumbai, ich hatte noch über 4 Stunden Zeit, den Weg zum internationalen Flughafen zu finden und auf meine liebe Freundin Caro zu warten …die mich auf meiner Reise die nächsten 4 Wochen begleiten wird.

Nach einer kleinen nächtlichen Stärkung im Flughafen ging es los. Ich war schon jetzt ziemlich müde, aber wusste, dass ich, sobald ich das Flughafengebäude verlassen würde, wieder stark sein müsste.

Ich kaufte ein Prepaid-Taxi-Ticket für 150 Rupee … umgerechnet 2 Euro … und machte mich auf den Weg zum Taxistand. Zur Info: Hier kauft man das Ticket vorher und mit der Quittung bekommen die offiziellen Prepaid-Taxis im Nachhinein das Geld wieder … man muss also im Taxi nur noch Trinkgeld geben … nichts mehr!! … über dieses System bereits Bescheid wissend, führte mich mein Weg in strömenden Regen auf die Strasse. Ein im ersten Moment freundlicher, junger Mann bot mir an, mir den Weg zu weisen … und (noch besser) meinen Rucksack zu tragen. Leider stellte sich später heraus, dass dieser Herr mit inoffiziellen Taxis zusammen arbeitete, die versuchen, Neu-Indien-Ankömmlinge abzuzocken. Ich stieg ins Taxi und los ging die Fahrt … durch die Nacht … durch den Regen. Nachdem wir um die erste Ecke gefahren sind, wurde mir von den zwei vorne sitzenden Herren der Preis für die Fahrt genannt … 1000 Rupee .. umgerechnet 15 Euro … was??? Ich hatte doch bereits mein Ticket gekauft! Nach einigen Diskussionen und mehreren Angeboten, die Fahrt für 900, 800, 700, 600, 500, 400, 300, 200 oder „last price“ für 100 Rupee zu machen, bestand ich – mittlerweile aufgrund der dunklen Ecke, in der wir standen innerlich etwas nervös werdend – darauf, dass sie mich zurück zum Flughafen bringen. Ich wollte das Taxi sofort verlassen! Gott sei Dank hatte ich Glück und sie gingen auf mein Bitten ein … unglaublich … gerade wenn man ankommt, eine schöne Bescherung. Wer den Herren glaubt, dass die Prepaid-Quittung nur für die Parkgebühren ist, ist gleich mal einen hübschen Betrag für nichts los. Wahnsinn!

Nun gut, nachdem ich ein wirkliches Prepaid-Taxi gefunden habe, ging die nächste Fahrt los. Nach nur 15 Minuten waren wir am internationalen Flughafen und nachdem mein Fahrer mir versicherte, dass er nicht direkt zum Ankunfts-Terminal fahren konnte, ging es für weitere 10 Minuten durch den strömenden Regen. Ich war – milde ausgedrückt – bedient. Ich wollte nur noch ein Café und eine Internetverbindung. Am Terminal angekommen wurde mir klar, dass ohne ein Ticket kein Warten im Inneren des Flughafens möglich sein würde. Bitte nicht … ich hatte immer noch mehr als 3 Stunden Wartezeit … draußen schüttete es in Strömen und ich war klitschnass. Was tun?

Meine Entscheidung fiel schnell .. auf der Herfahrt bin ich an einigen Luxushotels vorbeigekommen … wie schön wäre es wieder ein bisschen heile Welt zu schnuppern, eine kleine Indien-Auszeit zu nehmen. Ich suchte mir eine Rikscha, handelte wieder mal 5 Minuten, da sie unverschämterweise für eine Fahrt von 2 Minuten mehr als 3 Euro wollten (sie bekamen dann den immer noch überteuerten Preis von 30 Cent von mir) und wieder ging es los .. die nächste Fahrt.

5 Minuten später stand ich vorm Hyatt. Ich hätte gerne in die Köpfe des Empfangspersonals schauen wollen. Ich … nass wie ein Pudel .. mit meinem großen Rucksack auf dem Rücken, meinem kleinen Rucksack vor meinem Körper, dazu eine Reistasche aus Nepal über meiner Schulter … und ein klassisches Backpacker-Reiseoutfit inkl. Flip-Flops … ich sah in dem Moment definitiv nicht aus wie ein typischer Hyatt-Gast! Der Gegensatz zwischen mir und dem hier üblich verkehrenden Publikum wurde verstärkt, da an diesem Abend eine große Verlobungsfeier stattfand und das indische Publikum in wunderschönen Saris zusammenkam. Nachdem ich den Sicherheitscheck durchquert hatte und ich sowie meine Taschen von oben bis unten durchleuchtet wurden, suchte ich die Bar auf. Endlich im Trockenen ..und ein bisschen westliche Welt! Urlaub! 

Ich bestellte Essen und Trinken und fragte nach dem Wifi-Passwort. Bzgl. letzterem wurde ich ans Business-Center verwiesen, was ich umgehend aufsuchte, um mir sagen zu lassen, dass ich für 2 Stunden Internet (mit meinem eigenen Computer!) 660 Ruppee bezahlen sollte … 10 Euro! In Indien … also in der Welt außerhalb dieses Hauses .. kosten zwei Stunden 60 Ruppee! Nun gut … ich tat so als schockte mich das nicht, zückte cool meine Kreditkarte und ging mit meinem Passwort zurück an die Bar, wo mittlerweile ein Bier für einen ebenso nicht nachvollziehbaren Preis auf mich wartete. Es ist bei wahrem nicht mein erstes Mal in einem solchen Haus, aber kann mir bitte jemand erklären, warum in Indien, einem Land, wo im Vergleich zu Deutschland alles unglaublich viel günstiger ist, die Preise in den guten Hotels diejenigen in vergleichbaren deutschen Hotels um ein Vielfaches übertreffen. Unverständlich! 

Ich surfte ein wenig und sah mich um. Es saßen ein paar ausländische Herren, auch deutsche, um mich herum, aber alle sahen ziemlich gelangweilt aus und schienen den Luxus um sie herum, nicht mehr wahrzunehmen. Ich kann Euch versichern, dass mir das niemals so ergehen wird. Schon vor der Reise konnte ich mich an Kleinigkeiten erfreuen und das Schöne sehen … aber jetzt ist diese Eigenschaft noch potenziert. Ich genoss meine kurze Urlaubszeit und wer jemals ins Hyatt nach Mumbai fahren sollte und vorab eine genaue Beschreibung der Lounge möchte, kann sich gerne an mich wenden. Ich kenne jedes Detail ;-) 

Interessanterweise fanden die Kellner des Hotels sowie die Inder um mich herum mich so interessant, dass ich kaum dazu kam, meine 660 Rupee auszukosten und auch auf der Toilette versuchten mich einige indische Schönheiten in ihren prachtvollen Saris in Gespräche zu verwickeln … eine Ausländerin, immer wieder interessant … selbst wenn sie durchregnet in Freizeitlook vor einem steht.  

Kurz vor drei Uhr, nachdem ich ein Ein-Wochen-Indien-Budget in nur 3 Stunden ausgegeben habe, war der Kurzurlaub vorbei und es ging wieder ins richtige Indien.

Nein, der Regen hatte noch nicht nachgelassen und da ich die überteuerten Taxis direkt vor dem Hotel nicht zahlen wollte, führte mich der Weg wieder durch das Nass auf die Strasse. Nach einer erneuten Verhandlung mit einem Rikschafahrer ging es zurück zum Airport und eine Stunde später bekam ich dann endlich Unterstützung auf der Reise durch den indischen Großstadtdschungel … Caro kam aus dem Flughafen … jetzt ging es für sie los ... die Reise durch Indien, die andere Welt.  

Nach nur einigen Minuten bemerkte ich, dass das Reisen mit Caro eine wesentliche Änderung für mich ergeben würde. Ich wurde weniger angestarrt. Das Gestarre verteilte sich erstens auf zwei Frauen, und zweitens waren blonde Haare überaus spannend! Caro stach total heraus … hier waren alle schwarzhaarig, Caro wirkte wie ein Engel (ist sie ja auch J).

 

Nach dem Kauf des nächsten Prepaid-Tickets ging es wieder durch die Nacht … zum 24 km entfernt liegenden Bentley-Hotel in der City. Endlich schlafen!

 

Aufgrund des ununterbrochenen Regens und der schlaflosen Nacht, wollten wir am nächsten Tag kaum aus dem Bett. Ich hatte am Vorabend zwei Flugtickets nach Trivandurum in Südindien gekauft, da ich erfahren hatte, dass der Regen unser nächstes geplantes Ziel Goa unzugänglich gemacht hatte. Die spontane Planänderung beschwerte uns eine weitere Nacht im Hotel und weniger Stress. Den Nachmittag verbrachten wir mit Ramsey, einem netten Taxifahrer, dessen Taxi im Boden soviel Löcher hatte, dass sich unter unseren Füßen kleine Pfützen bildeten … aber seine Tour durch die Stadt führte uns vorbei an all den Sehenswürdigkeiten und so bekamen wir einen ersten Eindruck über diese größte indische Metropole. Natürlich war Bestandteil unserer Tour auch der Besuch eines Verkaufsraums (wie bei jeder Stadtrundfahrt) und wie immer haben wir auch wieder Schals gekauft (wie bei jedem Besuch eines Verkaufsraums). Diesmal allerdings war die Verhandlung schwieriger. Die Anfangsposition war geschwächt, da Caro nicht nur ihre Mandarina Duck Tasche, ihre Perlenohringe und eine (wenn auch alte, dennoch teuer aussehende) Uhr anhatte. Da war es natürlich für den Herrn im Shop verlockend, einen entsprechenden Preis aufzurufen. Seinem (und Caros) schockiertem Gesicht bei der Nennung des Preises, welchen ich bereit wäre zu zahlen, folgte eine kleine Verhandlung und am Ende das OK. … weil wir ja soooo nett waren. Klar ;-) … er schien immer noch ganz glücklich über das Geschäft und alle waren zufrieden.  Im Anschluss ließen wir uns ins Kino fahren.  

Kino? Ja, Kino. Wir wollten uns einen Bollywood-Film anschauen und ein bisschen indische Kinoatmosphäre schnuppern. Mumbai ist das Zentrum der Bollywood-Filmindustrie, die weitaus größer als die amerikanische ist … und die indischen Kinogänger pflegen eine sehr eigene Kultur.

Glücklicherweise hatten wir die Tickets bereits 1 Stunde im Voraus gekauft, ansonsten wäre in der sich vor dem Kino ansammelnden Menschenmasse, kein Durchkommen gewesen. Es war Sonntagabend, Kinotag für Jung und Alt … sogar kleine Kinder wurden in die Abendveranstaltung mitgenommen. Nachdem wir unter unseren kurz zuvor neu erstandenen Regenschirmen einige Zeit das Treiben und Drängeln beobachteten, ging es auch für uns ins Gewühl. Nach nur kurzer Zeit haben wir dann auch unsere Plätze in dem riesigen Saal gefunden, uns in dem auf Minusgrade herunter-gekühlten Raum mit unseren neuen Schals eingewickelt und los ging es. Auch wenn wir die Story nur anhand der Bilder und einiger weniger englischer Begriffe nachvollziehen mussten (Filmsprache: Hindi), war der Film und das ganze Drumherum ein Erlebnis!

 

Am nächsten Tag ging es weiter … wir wollten mit dem Flieger nach Kerala!

Am Flughafen wurden wir mit der Nachricht konfrontiert, dass unser Kerala Flug von der Internetagentur nicht bezahlt wurde und wir somit nicht auf der Flugliste standen. In meinem Kopf spielte ich bereits sämtliche weiteren Möglichkeiten durch, als der Herr hinter der Glasscheibe uns anbot, neue Tickets zu kaufen. Die schöne Überraschung war dann, dass diese um 20 Euro günstiger waren und wir somit für nur 50 Euro das komplette Regengebiet überfliegen würden. Die nächste kleine Überraschung kam nur 10 Minuten später beim Sicherheitscheck. Diesmal war sie weniger positiv und auch durch mich verursacht … ich hatte vergessen, meine WAFFE, mein Pfefferspray (zur Selbstverteidigung gegen Jeden, der mir mit bösen Absichten zu nahe kommen würde), aus meinem Handgepäck zu nehmen. Die für asiatische Verhältnisse extremen Sicherheitsvorkehrungen in Mumbai führten natürlich dazu, dass mein Spray gefunden wurde. Nun gut … dieses bisschen Sicherheit wollte ich mir ungern nehmen lassen und so erklärte ich, dass es sich um Medizin handelte. Ich betete, dass ich nicht zum Beweis einen Stoß nehmen sollte und wunderte mich, warum an einem solch wichtigen Posten Leute stehen, die eine schwarze kleine Flasche mit gelben Zeichen, wo in großer, unübersehbarer Schrift „Red Pepper Spray“ stand, als Medizin durchgehen ließen. Nun gut … Hauptsache Geschafft!

 

Einige Zeit später waren wir im Flieger … Caro hatte einen Fensterplatz und versuchte zuerst, sich zu setzen. Sie passte kaum auf ihren Platz und ich sah mich wieder an die nepalesischen Busse erinnert, in denen die Vorderbänke in minimalen Abstand .. nicht mehr als vielleicht 30 cm … zur nächsten Bank angebracht wurden. Der Flieger war ansonsten gar nicht so schlecht … gut … abgesehen von der Tatsache, dass die Fluglinie zu Indiens größter Biermarke gehörte und man nur hoffen konnte, dass die Mitarbeiter dieses Konzerns nicht – wie in deutschen Brauereien üblich – ein Monats-Bier-Kontigent bekamen. Einen betrunkenen Piloten … das war definitiv nicht in unserem Sinne. Auf der anderen Seite wären wir selbst bei durch Alkohol verursachte Turbulenzen in unserem eingeferchten Zustand voraussichtlich zumindest nicht durchs Flugzeug geflogen ;-) 

Der Flug verlief dann relativ ruhig .. Caro schlief und ich verschlang die aktuelle Bunte mit allen wirklich unwichtigen News aus der westlichen Promiwelt. Mei, wie „schön“ … da hatte sich gar nichts verändert (Alex & Schuffi, keine Angst, natürlich ändere ich mich durch diese Reise, aber sicher werde ich auch in Zukunft wieder mitreden können ;-).

 

In Trivandurum erwartete uns sehr tropisches Klima. Schon bei der Landung konnten wir die kilometerweiten Palmenwälder bewundern. So etwas hatte ich noch nie gesehen … eine grüne Palmendecke … kilometerweit. Wunderschön! … und die Sonne schien. Kein Regen … welch ein Segen! 

Nachdem wir einen neuen Flug nach Goa buchten .. wieder beim Bierkonzern … ging es auf die Strasse, vorbei an den Taxiständen … hin zu den günstigeren Rikschafahrern. Wir wollten zum Bahnhof und einen Zug ins nächstgelegene Varkala nehmen. Da wir die einzigen Ausländer waren, die den Flughafen verließen, waren wir wie so oft sehr begehrt. Jeder wollte unsere Rupee. Nach 10 Minuten hatten wir den Rikschafahrer unserer Wahl gefunden und mit ihm vereinbart, uns die komplette Strecke bis an unser nächstes Ziel … ca. 1,5 Stunden entfernt …  mit seinem Mobil zu fahren. Es war super. Ich packte meinen IPod und meine neuen Reiseboxen aus (Frank, sie funktionieren SUPER, Danke!!!) und so ließen wir uns zu lauter Musik hinten in der Rikscha den Fahrtwind um die Nase wehen. Im Nachhinein erfuhren wir, dass der Fahrer diese Fahrt nicht hätte machen dürfen, da er für so weite Strecken keine Lizenz hatte … aber er bekam wahrscheinlich den Lohn einer Woche und auch wir sparten uns Geld und Zeit. Eine klassische Win-Win-Situation, die er leider am Ende der Fahrt (willkommen in Indien) nochmals versuchte auszureizen, indem er uns nur an den Stadtrand statt wie vereinbart bis zum Hotel brachte. Ihr könnt Euch sicher denken, dass wir am Ende … wieder nach einiger Diskussion … den vereinbarten Preis bis zum Hotel zahlten. Warum versuchen hier nur fast alle einen immer wieder über den Tisch zu ziehen. Wenn irgendjemand von Euch eine Indienreise plant … ich hoffe, Ihr habt aufgrund meiner Berichte mitbekommen, was zu tun ist. Niemals veralbern lassen, aber auch … ganz wichtig … immer einen fairen Preis zahlen. Leider handeln hier viele Low-Budget-Traveller auch Preise aus, wo die Verkäufer einfach nichts mehr verdienen können. Das ist nicht der Sinn und Zweck und führt dazu, dass andere wieder viel mehr zahlen müssen, damit die Familie ernährt und die Wohnung bezahlt werden kann.

In Varkala angekommen, setzten wir unseren Weg mit den Rucksäcken fort. Wir hatten uns zuvor einige Herbergen aus dem Lonely Planet herausgesucht und wollten diese jetzt … nacheinander … abarbeiten. Caros erste Hotelsuche mit einem Rucksack auf dem Rücken! Wir hatten Glück, gleich das erste Hotel bot einige gemütliche Bambushütten auf einem schönen Gelände mit Sandwegen und nachdem wir uns auf einen Preis geeinigt haben, wurde Hütte bezogen.

Varkala ist ein idyllischer Ferienort, der auf den Klippen am Meer liegt und nichts mit dem Indien gemein hat, welches ich zuvor kennen gelernt habe. Hier waren alle sehr relaxt und ein Shop reihte sich an den anderen, dazwischen Restaurants in allen Facetten ... ein guter Ort zum Entspannen … was die meisten Touristen – Rucksacktouristen – hier auch für einige Wochen machten. Gleich im ersten Restaurant, eine Stunde nach unserer Ankunft lernten wir Rob kennen, einen australischen Schiffsbauer, der sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen zusammenzuführen. Es war unglaublich. Wie so oft beim Reisen, fanden wir uns nach nur einer Stunde an einem Tisch mit ca. 10 anderen Reisenden aus aller Herren Länder wieder. Diese und noch viel mehr von Rob akquirierte „Freunde auf Zeit“ wurden in den nächsten Tagen unsere ständigen Begleiter und wir trafen uns zum Frühstück, am Strand und zum Abendessen. Egal wohin man kam, man kannte irgendjemanden … in irgendeinem Cafe saß immer eine bekannte Seele und so kam es, dass die Lieblingsbeschäftigung in diesem Ort aus „Cafe-Hopping mit gelegentlichen Strandbesuchen“ bestand. Es war lustig und spannend zugleich, da wir alle sehr unterschiedlich waren und dennoch eine gemeinsame Basis gefunden haben, in der wir uns ein bisschen zuhause fühlen konnten.

Wir verlängerten unseren geplanten Aufenthalt um einen Tag und feierten bis zum Schluss. … Nun ja, genauer gesagt, feierte Caro bis zum Schluss. Ich sitze nämlich mittlerweile in unserer Bambushütte und schreibe meinen Bericht, während sie noch unterwegs ist. Mein Bauch rumort ein wenig … nachdem wir gerade auf den Tipp eines Franzosen gehört haben und alle miteinander diese wunderschöne Restaurantstrasse verließen, um eine halbe Stunde dorfeinwärts in ein lokales Hinterhof-Restaurant zu gehen. Schon beim Anblick blickten Caro und ich uns an und konnte nicht glauben, wo wir uns befanden … ich esse gerne indisches Essen, aber ob die Herrschaften hier jemals etwas von hygienischen Standards gehört haben, mag ich zu bezweifeln. Nun gut, Blick zur Küche meiden und durch. Das Essen war dann supergut … und ich hoffe, dass ich meine Meinung heute Nacht nicht revidieren muss.

 

Bevor ich gleich schlafe, noch eine kleine Anekdote von unserem Nachmittag. Wir machten einen sehr, sehr langen Spaziergang an den Klippen entlang zu einem sehr schönen, langen Sandstrand. Auf dem Weg beobachteten wir Fischer, wie sie ihre Boote und Netze für den nächsten Fang vorbereiteten, wir sprachen und lachten mit einheimischen Frauen und schwammen im Meer. Als eine Welle uns fast wegspülen wollte, suchten wir uns ein lauschiges Plätzchen in einem nahe liegenden Palmenwald. Es war wunderschön idyllisch … idyllisch, bis der erste junge indische Mann uns erspähte und sich langsam näherte. Wir stellten uns schlafend, aber als wir uns – mehr oder weniger – umzingelt sahen von 10 Männern, mussten wir wohl doch aufwachen. Wir waren mal wieder die Hauptattraktion deren Nachmittags .. zwei weiße Frauen im Bikini im Nirgendwo unter Palmen. Wir warfen uns Sachen über und erzählten. Die Jungs waren alle sehr höflich und nett und es dauerte nicht lange, da wurden Palmen beklettert, um Kokusnüsse für uns zu „pflücken“.

Nach einer nicht-enden-wollenden Fotosessions, in der Caro und ich zur Erinnerung für ein Handyfoto für jeden der Jungs zur Verfügung standen, machten wir uns auf den Weg zurück nach Varkala.

 

Soweit heute von mir … morgen geht es mit dem Zug nach Allepey und in die Backwaters Keralas. Wir freuen uns schon :-)

Liebe Gruesse in die Welt und alles Liebe

Eure Eva 

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Liebe Gruesse auch von Caro :-)

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Kommentare: 3
  • #1

    Stephanie und Mama (Freitag, 09 Oktober 2009 20:49)

    Liebe Carolin, liebe Eva,

    gerade haben wir den Bericht Eurer ersten gemeinsamen Tage gelesen und sind ganz neidisch auf die tollen Erlebnisse von Euch. Wir wünschen Euch weiterhin eine schöne Reise. Liebe Grüße

  • #2

    handan (Montag, 12 Oktober 2009 15:13)

    ......was für eine große freude ist es doch immer wieder deine tollen berichte zu lesen.
    ich bin sehr froh, dass caro bei dir ist. wünsche euch mega viel spaß und freude.
    deine handan

  • #3

    mandy (Freitag, 21 Mai 2010 12:41)

    So cool! Deine Erzählung hat mir sehr gut gefallen. Du schreibst prima. Weiter so!