Highway to hell - die gefaehrlichste Strasse der Welt!

Hallo Ihr Lieben,

entgegen meinen Planungen habe ich es gewagt, die sogenannte Death Road mit dem Mountainbike zu fahren. Der Name hat mich in meinen ersten Ueberlegungen abgeschreckt und auch die Berichte in den Reisefuehrern sprachen nicht dafuer, dieses Erlebnis unbedingt erleben zu muessen. Aber ich wurde von anderen Reisenden eines besseren belehrt und buchte - insbesondere, weil diese Fahrt auf der anscheinend "schoensten Strasse der Welt" stattfinden sollte. Nun gut, wahrscheinlich hat fast jedes Land ein "schoenstes ... der Welt", aber jetzt, nach der Fahrt, kann ich zumindest die Intention fuer diese Benennung verstehen. Landschaftlich uebertraf diese Strecke vieles, was ich bisher gesehen habe.

Um 6.30h ging es los. Treffen am Madness Office, Fruehstueck, Anprobe von Hose, Helm und Handschuhen und Abfahrt. Es ging rauf von 4.000m (La Paz) bis auf 4.670m (La Cumbre).
Im Bus lief in voller Lautstaerke "Highway to hell" und andere motivierende Songs, um uns einzustimmen. Na bravo! Obwohl ich bei der besten Agentur der Stadt gebucht habe, um sicher zu gehen, dass die Ausruestung - insbesondere die Bremsen - einigermassen westlichen Standards entsprachen, schienen mir die Guides doch um einiges risikobereiter als ich zu sein.

Nachdem alle einen fahrbaren Untersatz hatten, war ich froh, als es endlich losging. Die Luft auf 4.670m ist - insbesondere, wenn man davor einige Tage sehr viel tiefer im Dschungel war - ziemlich duenn. ... und auch kalt. Wieder einmal wechselten in nur einem Tag heisses Dschungel-Feeling mit schneebedeckten Berggipfeln (s. Bericht Banos ;-).

Vor uns lagen 5 Stunden Downhill! ... immer bergab! Kaum treten, nur bremsen :-) Anfangs eine schoene Vorstellung, aber vielleicht wuerden meine Arme vom Bremsen jetzt weniger wehtun, wenn ich zwischendurch auch mal haette treten koennen.

Der erste Teil der Strecke war noch harmlos ... es ging auf einer Teerstrasse bergab und wir konnten problemlos alles ueberholen, was uns im Wege war. Ich fuehlte mich sicher, auch, wenn ich nicht wissen will, wie schnell wir letztendlich da runter geduest sind. Egal. Hier konnte ja noch nichts passieren, war schliesslich noch nicht die eigentlichen Death Road ;-)

Die Death Road, bekannt als "die gefaehrlichste Strasse der Welt", ist 64km lang und verbindet La Paz mit Coroico, eine kleine Stadt in den bolivanischen Yungas (Uebergang zwischen Hochland und tropischen Tiefland). Das Besondere ist, dass auf dieser Strecke ca. 3000m Hoehenunterschied ueberwunden werden und man somit im Schnee startet und im tropischen Regenwald endet ... damit durchquert man fast alle Klima- und Oekozonen Suedamerikas und perfektioniert bei einer einzigen "Fahrradtour" die Zwiebel-Taktik (anfangs alle verfuegbaren Kleidungsstuecke uebereinander, die man Kilometer fuer Kilometer abschaelt). Den Namen "gefaehrlichste Strasse der Welt" hat die Strasse 1995 von der Interamerikanischen Entwicklungsbank erhaltend - aufgrund der Tatsachen, dass sie a) einspurig ist, b) keine Leitplanken hat, c) an steilen Abhaengen entlang fuehrt, d)  hin & wieder mit Steinschlaege oder Erdrutschen zu rechnen ist, e -z) usw. Das 3-seitige Essay mit all den Risiken, dass ich zu Beginn der Tour unterschreiben musste,  haette fuer 3 alphabetische Aufzaehlungen gereicht.

Die Kreuze am Wegesrand sind ebenso beunruhigend wie die Tatsache, dass die Bremsen nicht funktionieren koennten ... denn abgesehen davon, dass letzteres wahrscheinlich nicht vorkommt, ist die Strasse nicht sooo gefaehrlich und bietet - wie schon geschrieben - ausserordentliche Ausblicke. Diese kann man leider nur aus dem Augenwinkel bewundern oder bei einem kleinen Stop, da die volle Konzentration auf die geroellige Strasse gerichtet ist.

Etwas gewoehnungsbeduerftig war die Tatsache, dass wir immer links, also am Abgrund fahren sollten. Entgegen der Infos, die ich im Vorfeld von anderen Reisenden erhalten habe, dass die Strasse nur noch zu touristischen Zwecken genutzt wird, war sie in "Betrieb". Uns kamen nicht viele, aber dennoch einige Autos und Kleinlaster entgegen ... da  der Autofahrer links sitzt und so besser abschaetzen kann, wo die Strasse ins Bodenlose stuerzt, ist hier - statt des ansonsten in Bolivien ueblichen Rechtsverkehrs -  Linksverkehr angesagt.
Soweit so aufregend ... nach den 64km Downhill haben wir geduscht, gegessen und noch ein bisschen am Pool entspannt, bevor es im Bus zurueck nach La Paz ging.

Ein toller, erlebnisreicher Ausflug auf der nicht nur gefaehrlichsten, sondern insbesondere der schoensten Strasse der Welt.

Alles Liebe
Eure Eva

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