Anakonda-Suche in der bolivanischen Pampa

Hallo Ihr Lieben,

 

nach meinen Dschungelerfahrungen in Ekuador wollte ich mir auch das bolivianische Gruen nicht entgehen lassen. Ich entschied mich diesmal fuer 3 Tage in der sogenannten Pampa (Grassteppe), da hier mehr Tiere zu sehen waren.

 

Es ging mit einer kleinen Propeller-Maschine von La Paz nach Rurrenabaque. Dies ist ein  kleines, sehr chilliges Staedtchen, am westlichen Rand der Moxos-Ebene, eines der mit über 100.000 km2 größten Feuchtgebiete der Erde. Nach der Kaelte in La Paz war es eine Wohltat in tropischen Klima mit FlipFlops durch die Strassen zu schlendern. Alle Leute schienen sehr entspannt und Musik drang aus allen Haeusern und Huetten.

 

Da es die letzten Tage ununterbrochen geregnet hat und die Flieger auf dem staubigen Flugplatz weder landen noch starten konnten, war die Stadt voller Menschen, die entweder ankamen oder auf einen Flug nach La Paz hofften. Dies hatte leider auch Auswirkungen auf die Hotelsituation und ich habe mit Glueck noch ein 4-Bett-Zimmer in einem sehr schoenen Haus gefunden, was ich mir mit Sameer, einem gebuertigen Inder aus San Francisco teilte.

 

Am naechsten Morgen ging es los. Um 9h war Treffpunkt am Indigena Tours Office und mit 4*4 Gelaendewagen ging es Richtung Santa Cruz. Die Strasse war sehr einfach, aber befahrbar ... die Staubwolken der entgegenkommenden Autos huellten unseren Jeep komplett in braunen Nebel und da wir aufgrund der Hitze alle Fenster aufhatten, sahen wirn ach der Fahrt aus wie Erdmaennchen, aber egal ..

 

Von Santa Cruz ging es weiter mit dem Motorboot in Richtung unserer Lodge fuer die naechsten 3 Tage. Die 4-stuendige Fahrt auf dem Rio Yacuma war toll. Wir hatten strahlenden Sonnenschein und konnten am Flussufer unzaehlige Kaimane bewundern, die sich in der Sonne aalten und uns ihre riessigen Maeuler zeigten. Ausserdem haben wir viele bunte Voegel, Bruellaffen, Totenkopfaeffchen, Wasserscheine, pinke Fluss-Delfine, Papageien, Fluss-Schildkroeten, Stoerche, Schopfhuehner und vieles mehr gesehen.

 

Dieses Jahr 2009 ist fuer mich das Jahr der Tierbeobachtungen, nach der Safari in Suedafrika im Januar, den Galapagos-Inseln im Juli und nun der Pampa im August, habe ich ziemlich viele, sehr unterschiedliche Tiere gesehen, die ich in dieser Anzahl wahrscheinlich in meinem ganzen Leben nicht mehr in so kurzer Zeit sehen werde. Schade eigentlich, denn Tiere zu beobachten macht sehr viel Spass ... vorausgesetzt die Touranbieter gehen entsprechend umsichtig damit um.

 

Die Lodge sah von weitem ganz gut aus. Sie war sehr einfach und wir schliefen alle in einer grossen Huette, wobei ca. alle 10 Betten durch niedrige Schildwaende getrennt wurden. Die Geraeuschkulisse hat dies zwar nicht positiv beeinflusst, aber zumindest hatte man nicht das Gefuehl mit 20 Leuten in einem Raum zu schlafen. Gluecklicherweise waren auch die Moskitonetze so dicht, dass man zumindest im Bett niemanden gesehen hat. ... ausser vielleicht die Moskitos, die durch die undichten Netze kamen ;-)

 

Am Abend ging es mit dem Boot zu einer grossen Wiese, wo wir einen tollen Sonnenuntergang geniessen konnten ... und mich alle um meinen Moskito-Hut, den mir Frank fuer diese Regioen geschenkt hat, beneideten. Dieser Hut gehoert sicher nicht zu den coolsten Kleidungsstuecken, aber definitiv zu den praktischsten - insbesondere, wenn einen Schwaerme von Muecken belagern. (Frank, das Dschungeldeo allerdings konnte ich nicht tragen ... dieser Gestank war einfach nicht auszuhalten ;-)

 

Nach einer fast schlaflosen Nacht ging es am naechsten Tag auf Anakonda-Suche. Dies war einer meiner Hauptgruende fuer die Pampa-Tour. Ich wollte so gerne diese Riesenschlangen sehen. Anakondas leben semiaquatisch, d.h. man findet sie meist in Sumpflandschaften oder Fluessen.

Was hiess das fuer uns? Sumpflandschaft! Die Tatsache, dass es die komplette Nacht zuvor geregnet hat, erschwerte unsere Suche um ein vielfaches. Mit Gummistiefeln und Kamera bewaffnet ging es ins Sumpfgebiet. In mir stiegen Kindheitserinnerungen wieder auf, wie Menschen in Moorgebieten versunken und von der Natur nie mehr freigegeben wurden.

Auch der Sumpf zog an den Fuessen und nach nur 20 Minuten waren meine Gummistiefel mit Wasser, Schlamm und Morast gefuellt. Das diese Bruehe, durch die wir hier stampften schlimmer stank als jeder Misthaufen, erwaehne ich hier nur am Rande. Es war fast furchterregend. Von unten zog der stinkende Matsch, von oben brannte die Sonne, so dass der Schweiss (insbesondere auch aufgrund der enormen koerperlichen Anstrengungen) aus allen  Poren kam. Nun gut, ich moechte dies hier nicht weiter vertiefen.

Nur soviel .. nach 2,5 Stunden Sumpfwanderung, in der mehrmals meine Gummistiefel feststeckten und ich nur mit fremder Hilfe dem Matsch entkam, fanden wir endlich eine Anakonda. Es war nur eine kleine, ca. 3m lang / 4 Jahre alt, aber sie war wunderschoen.

Leider begann dann genau das, was ich vermeiden wollte, indem ich diesen speziellen Tour-Anbieter waehlte. In La Paz versicherte man mir, dass die Tiere in ihren Lebensraeumen nicht gestoert wuerden und auf keinen Fall angefasst wuerden. Nun gut, La Paz war weit weg von diesem Sumpf und so fing der Guide die Schlange und legte sie jedem Touristen fuer ein Foto ueber die Schulter.

Sameer, dem ich vorher erzaehlt hatte, wie sensibel die Schlangen sind, wie empfindlich sie auf Insektenmittel reagieren (was natuerlich alle Touristen an ihren Koerpern trugen) und wie diese Schlangen-Schulter-Fotos den Bestand der Anakondas in der Pampa bereits reduziert haben, traute sich dann neben mit auch nicht mehr, sich mit einer fotografieren zu lassen. Ich hoffe, er wird dies nicht bereuen ... der Schlange jedenfalls nicht :-)

 

Nach 3 Stunden gab es endlich die wohlverdiente Dusche. Saemtliche Camp-Bewohnern (einschliesslich Personal) teilten sich 2 Holzkabinen, in denen einen Toilettenschuessel und ein Duschhahn an der Wand fuer die noetige Hygiene sorgten. Mehr will ich auch hierzu nicht schreiben ...

 

Nach 2 entspannten Stunden in der Haengematte ging es zu einem natuerlichen Becken mit pinken Fluss-Delfinen. Wir konnten mit ihnen schwimmen, aber sie waren zu scheu, um wirklich nah zu kommen, so dass ich das Geschehen vom Boot aus beobachtete.

Nach einer erneuten Sonnenuntergang-Lokation (die leider aufgrund von Wolken keinen zeigte), spielten wir bis in die Nacht Karten ... mit Kopf-Taschenlampen, da um 22h das Licht abgeschaltet wurde.

 

Der naechste Tag startete mit einem Geduldsspiel. Wir fuhren flussabwaerts und hielten an einer beschaulichen Stelle, um Piranhas zu fischen. Die Mythen ueber diese kleinen Fische sind zum Grossteil falsch ... wenn man nicht gerade blutet, werden sie Menschen, selbst wenn diese in einem Schwarm von Piranhas schwimmen, nicht umbringen. Also keine Bange.

 

Wir versuchten alles, um einen der Vertreter an unseren Angelhaken zu bekommen. Leider vergeblich. Ich hatte nur einen Minifisch am Haken, den ich gleich wieder ins Wasser schmiss. Nur unser Guide Louis war erfolgreich. Er fischte in den 2 Stunden gleich 4 Stueck. Auch nicht wahnsinnig viel, aber zumindest konnten wir so diese Fische aus der Naehe sehen und ihre Gebisse bewundern. ... zur Beruhigung, auch die Piranhas wurden wieder ins Wasser entlassen und landeten nicht in der Bratpfanne der Koechin.

 

Nach einem letzten Pampas-Mahl ging es wieder gen Santa Cruz und von dort aus mit dem Jeep nach Rurre, wo unsere Gruppe einen lustigen letzten Abend in der beruehmt-beruechtigten Moskito-Bar verlebte.

 

Toller Trip, der am Folgetag mit dem Rueckflug nach La Paz endete. Hier sei vielleicht noch erwaehnt, dass ich wahnsinniges Glueck hatte, ueberhaupt einen Flieger zu bekommen. Die letzten Tage ist naemlich wieder Flug-Stop gewesen und die Touristen wollten alle weiter. Mein eigentlich fuer 13h geplanter Flug, wurde erst auf 15h und dann auf 18h verlegt. Aber ich bin mitgekommen ... und es gibt sicher schlimmeres als einige Stunden mehr in diesem wunderschoenen kleinen Oertchen Rurrenabaque in der Haengematte mit guter Musik die Sonne zu geniessen :-)

 

Alles Liebe

Eure Eva

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Kommentare: 1
  • #1

    Steffi (Freitag, 07 August 2009 16:14)

    Liebe Eva,

    freue mich jedes Mal über Deine Facebook-Nachrichten zu neuen Berichten auf Deiner Seite.
    Die Bilder sind jedesmal ein Traum und ich warte nur darauf endlich die Anacondas zu sehen von denen Du geschrieben hast.
    Genieße jede Sekunde und sei umarmt.

    LG Steffi